Nordrunde: St. Augustine - Crystal River - Cape Canaveral
So ein bißchen Entdeckungstour muss neben dem gechillten Familienbesuch dennoch sein. Wir wollen eine Tour in den Norden Floridas machen. Die jüngste Tochter hat darauf keine Lust, sie bleibt lieber bei der Cousine und deren Töchtern. So sind wir „nur” zu fünft unterwegs mit den zwei großen Mädels und Constantin.
Der erste geplante Punkt sollte eigentlich das KSC - Kennedy Space Center in Cape Canaveral sein. Zum Glück bemerken wir, dass wir beim Planen mit dem Datum etwas durcheinander kamen. (An sich ein gutes Zeichen!) So sortieren wir die bereits gebuchten Motels und schieben den Weltraumbahnhof ans Ende unsere Rundfahrt. Wir ziehen heute gleich durch bis St. Augustine, der ältesten europäischen Siedlung auf dem amerikanischen Festland.
Die Strecke zieht sich und Constantin gibt mehr oder weniger den Takt für die Pausen an. Nachdem er eine ganze Weile geschlafen hat, umfahren wir einen Stau auf der Interstate über Nebenstraßen und machen Stopp im Nirgendwo namens Oakshill in einem typischen Diner mit allen Klischees. Die Bedienung assoziiere ich sofort mit dem Begriff Kettenraucher. Free refill für das Getränk, das Essen ist recht preiswert und ganz ok, eben auch typisch für einen solchen Diner. Ein paar Kilometer weiter halten wir in Edgewater, um dem Zwerg etwas Auslauf zu gönnen.
Der nächste Stopp ist Daytona Beach. Die 20$, um mit dem Auto über den Strand zu fahren, sparen wir uns und parken etwas landeinwärts. Wir drehen eine Runde am Pier und über den berühmten Strand. Schon recht ok, so richtig kann ich auch diesmal den Hype um den Ort nicht nachvollziehen, denn der Eindruck von „runtergerockt” von 2009 ist immer noch der gleiche. Vielleicht fehlt gerade die Party und/oder uns der Alkohol. ;-)
Am frühen Abend kommen wir in St. Augustine an, wo uns das Hotel mitteilt, sie haben kein Zimmer mehr für uns und können uns aber ein Upgrade in ein anderes nahegelegenes Hotel anbieten. Warum nicht. Am Southern Oaks Hotel lässt sich absolut nichts aussetzen und wir ziehen los um in einer Pizzeria zu essen.
Nach einem guten Frühstück im Hotel erkunden wir St. Augustine. Wir umrunden das alte Fort und laufen durch die historische Altstadt. Es ist noch recht zeitig, viele Läden haben noch geschlossen und es sind auch noch nicht viele Touristen unterwegs. Nach einem Besuch des Flagler College halten wir erstmal an einem Eisladen. Gegen Mittag brennt die Sonne dann ordentlich. Wir ernten ziemlich skeptische Blicke von den Mädels, als es dann heißt, wir gehen ins Museum. Aber die Stimmung ist schnell gehoben, als wir die Kuriositätensammlung im „Ripley’s - Believe it or not!” betreten. Die Ausstellung ist ziemlich schräg und wir haben alle ganz gut Spaß.
Etwas außerhalb von St. Augustine stoppen wir an einem Kino mitten in der Pampa mit ein paar Restaurants und machen erstmal eine ausgedehnte Mittagspause. Nun geht es weiter in Richtung Crystal River. Der aufmerksame Leser wird bemerken, dass die Strecke 2009 auch schon mal auf dem Plan stand. Ich wollte unbedingt nochmal zu den Manatees. Da die Gegend auch recht schön ist, macht das nichts, hier nochmal aufzukreuzen. In Crystal River angekommen, beziehen wir unser Motel. Nicht ganz so schick wie die Unterkunft letzte Nacht, aber alles recht genehm.
Am Abend suchen wir uns etwas zu Essen und landen in einem Sportsbar-Diner. Den ergatterten Platz auf der Terrasse tauschen wir aber sehr schnell gegen einen Tisch im ziemlich lauten Innenbereich. Grund hierfür sind die in Schwärmen angreifenden Mosquitos. Das Essen ist reichhaltig, allerdings auch recht fettig. Die bestellten Pretzel bites, frittierte Laugengebäckhappen, bekommen das Prädikat „interessant”.
2009 mit Manatees zu schnorcheln ging schief, weil wir damals erst mittags aufgeschlagen sind und die gesuchten Tierchen in der Zeit lieber draußen im Salzwasser Seegras fressen, als in dem trüben Wasser zu hocken. Das war damals jedenfalls der offizielle Grund, warum nahe den Frischwassertümpeln keine Florida-Seekühe zu sehen waren.
Diesmal wollte ich besser vorbereitet sein, denn früh am Morgen sind die Manatees wohl noch in den etwas wärmeren Quellen zu finden. So mache ich mich zusammen mit der großen Tochter kurz vor sieben Uhr noch im Dunkeln auf den Weg zum Tourenanbieter. Wir schauen ein Video an, wo man gesagt bekommt, was man zu beachten und mit den 50 Manatees im glasklaren Wasser alles zu lassen hat. Mit einem kleinen Boot tuckern wir von der Anlegestelle los. Was dann kommt, trifft nicht ganz die hohen Erwartungen. Wir suchen ein paar der ca. 25 ortsfesten Manatees hier im Brackwasser. Der erste Schnorchelgang ist dann auch eher ernüchternd. Ich sehe zwar eine Manatee-Kuh mit ihrem Jungen, allerdings nur schemenhaft und für ein paar wenige Sekunden in dem trüben Wasser mit weniger als einem Meter Sicht. Dann wiederholt sich das Spiel von 2009. Vom Boot sieht man den ein oder anderen Manatee, im Wasser fast keine Chance. Zum Glück gibt es ab und an ein paar schöne Fische, sodass wenigstens die Tochter meiner Freundin hellauf begeistert ist. Für mich ist es eher ein Reinfall, wenngleich die total herrliche Landschaft am frühen Morgen schon einiges wettmacht.
Der Rest der Bande sitzt im nächsten Fettgebäckkringelladen eines vermeintlichen Herrn Dunkin und warten frühstückenderweise auf uns. Gegen Mittag machen wir uns dann auf den Weg in Richtung Cape Canaveral bzw. besser gesagt nach Cocoa.
Der Weg über Orlando ist ziemlich nervend. Alle paar Kilometer bremst man auf Null ab und wirft sprichwörtlich das Geld zum Fenster raus bzw. reicht es in ein Kassenhäuschen. Es gibt so gut wie keine sinnvolle bzw. überhaupt machbare Alternative zu den Mautstrecken. So kämpfen wir uns bis zur Interstate 95 durch und sind dann auch recht schnell in Cocoa beim gebuchten Motel. Es ist das bisher günstigste, man merkt allerdings auch gleich, dass die Gegend eher nicht besonders hochfein ist. Aber wir ziehen sowieso gleich wieder weiter nach Cocoa Beach, wo wir jede Menge herrlichsten Sandstrand fast für uns alleine haben.
Auf dem Rückweg kaufen wir noch kurz ein und gehen in ein Thai-Restaurant. Das Essen ist ganz ok, auch wenn es etwas weniger Glutamat hätte sein dürfen.
Wir sind zeitig unterwegs und nehmen unser Frühstück in einem total knuffigen Diner an der Stecke nach Merrit Island. Pünktlich um neun sind wir am Kennedy Space Center. Auch hier war ich 2009 schon mal, allerdings lief das damals unter der Ausnahmebedingung eines der letzten Space Shuttle Starts. Auch die beiden Mädels waren bereits vor nicht allzu langer Zeit hier. Aber das KSC hat soviel Eindruck gemacht, dass sie sofort wieder hinfahren wollten.
Die erste Aktion ist eine Tour zu den Launchpads. Die Fahrt im Bus ist sehr spannend und es gibt jede Menge Infos. Der Fahrer legt allerdings einen ziemlichen Sarkasmus an den Tag. Das scheint den Leuten hier ziemlich an die Nieren zu gehen, dass die NASA mehr oder weniger nur noch Verwalter ist und mit den eigentlichen Raumfahrtprojekten nicht mehr viel zu tun hat. Auf jeden Fall wird gegen SpaceX ganz schön ausgeteilt. Die Tour ist pure Vermarktung und auch wir lassen etliche Dollars für Fotos und Souvenirs im Merchandise-Bereich.
Wir essen eine Kleinigkeit und schauen uns im 3D-Kino nacheinander Filme an, während der andere Teil der Gruppe Constantin draußen bespaßt. Mehrere Ausstellungen später ist dann schon Nachmittag und die Luft bei allen ziemlich raus. Dabei haben wir bei weitem noch nicht alles gesehen. Es ist alles spannend, auch wenn sich einiges immer wieder wiederholt. Aber irgendwann sind wir einfach nicht mehr aufnahmefähig und so beschließen wir halb sechs nach Boca Raton zurückzufahren. Unterwegs halten wir noch an einem italienischen Restaurant an. Die Mittlere möchte keine ganze Pizza und bestellt nur zwei Stückchen. Die würden allerdings zu Hause beide als Familiengröße durchgehen...
Kurz nach 10 sind wir dann wieder zurück in Boca Raton, wo wir den tief und fest schlafenden Constantin vom Autositz ins Bett umräumen.