Tagebuch
Es geht zeitig los. Der Wecker klingelt vor halb sechs, denn ich muss noch packen. Mit der S-Bahn geht es zum Dresdner Flughafen. Einen Kaffee bekommt man am Morgen irgendwie leider nicht bzw. erst hinter der Sicherheitskontrolle für Mondpreise. Apropos Sicherheitskontrolle: Ich werde mal wieder völlig zufällig und natürlich verdachtsunabhängig zum Schnüffelsondentest gebeten...
Der Hüpfer nach Frankfurt ist schnell gemacht, der Umstieg recht problemlos, da der Flieger nach BCN am Nachbar-Gate startet. Mit in einer Stunde ist das für mich gar kein Problem, für meinen Rucksack allerdings offensichtlich schon. In Barcelona warte ich nämlich vergeblich am Gepäckband. Sperrgepäck? Auch Fehlanzeige. Also ab zum Lost&Found-Schalter. Hier steht schon eine beachtliche Menschenschlange. Es ist schnell klar, mein Rucksack hat Frankfurt nicht verlassen. Wann er nachkommt, weiß niemand.
So geht es ohne Gepäck zum Mietwagen-Shuttle. Ich bekomme einen Fiat 500, mit dem ich mich auch gleich in Richtung Norden auf den Weg mache. Die Strecke zieht sich doch länger als gedacht. Ich bin etwa zwei Stunden unterwegs, was aber bei der Landschaft überhaupt kein Problem ist.
In L’Estartit angekommen, brauch ich etwas, die richtige Adresse im Einbahnstraßengewirr zu finden. Der Vermieter sitzt in einem kleinen Immobilienbüro ein paar hundert Meter weiter. Ich bekomme den Schlüssel für die schöne Ferienwohnung. Sechs Leute hier unterbringen zu wollen, wäre kuschelig für Nr. 5 und 6, aber für fünf Personen wäre genug Platz. Nun zieh ich erstmal los, um das Nötigste einzukaufen, Frühstück und auch noch eine Zahnbürste und Co.
Bei der anschließenden Ortsrunde bekomme ich auch noch eine Badehose, sodass es morgen auch mit Tauchen losgehen kann. Es gibt noch einen schönen Sonnenuntergangshimmel bevor ich mir ein Restaurant suche.
Am Morgen genieße ich ein gediegenes Frühstück auf der Terrasse. Beim Anruf am Flughafen sagt man mir, es könne Abend werden, bis das Gepäck kommt. Auch gut, dann kann ich in Ruhe tauchen gehen.
Kurz vor 10 Uhr stiefel ich in Richtung Tauchbasis, wo aber noch niemand ist. So gibt es in einer Bar am Strand noch einen Café con leche. Bei Oceansub ist auf Anhieb alles sehr sympathisch und Papierkram und Ausleihe sind schnell geregelt. So geht es dann um ersten Tauchgang los. Wir fahren mit 2 Bussen zum Hafen, wo es auf ein kleines R.H.I.B. geht. Der angesteuerte Tauchplatz nenn sich Sant Istiu. Es geht auf 19m in eine kleine Höhle und durch einen Canyon. Es gibt jede Menge Fisch, Zackies, Skorpionsfische, Schnecken,... Für den ersten Tauchgang bin ich ganz zufrieden, alles lief prima.
Am Nachmittag halte ich erstmal Siesta, zieh dann aber doch noch einmal los zum Castell del Montgrí, ein paar Kilometer landeinwärts. Leider fängt es an zu regnen. Nicht weiter schlimm, nur merke ich, dass meine Schuhe auf den glatten Steinen nix taugen. Aber auch andere lassen sich vom Wetter nicht abhalten und ich treffe mehrere Leute auf dem Wanderweg. Oben angekommen kann man die Ruine eine nie fertig gestellten Burg besichtigen. Spätestens nach der Wandertour tut es Not und so kaufe ich auf dem Rückweg nach L’Estartit in Torroella de Montgrí noch eine paar Klamotten, falls das heute nix mehr wird, mit Rucksack. Nächste Überraschung: In der Ferienwohnung, wie ganzen Viertel ist Stromausfall, sodass ich für das Abendessen erstmal ein Restaurant mit Strom suchen muss. Ich finde einen Laden, der auch Paella im Angebot hat. Vegetarier im Urlaub...
Abends um zehn kommt eine Whatsapp-Nachricht vom Kurierfahrer. Mein Rucksack ist eine halbe Stunde später da, der Strom allerdings noch nicht wieder.
In der Nacht gewittert es heftig, wodurch ich wenig Schlaf bekomme. Leider gibt es am Morgen nicht mal Kaffee, weil Strom noch immer weg. Heute ist der erste Tauchgang 08:30 Uhr angesetzt. Ich laufe zeitiger los, um am Strand den Sonnenaufgang zu sehen und vielleicht auch bei einem Bäcker noch ein Käffchen zu bekommen. Beides klappt prima.
Unter Wasser gibt es nur noch mich und das Geräusch meines Atemreglers. Genießertauchen. Zu sehen gibt es auch wieder viel, obwohl hier an der Montgrí-Küste alles etwas kleiner ist, da nur die Medes-Inseln im Schutzgebiet ohne Fischfang sind.
Der zweite Tauchgang 10:30 Uhr geht wieder raus zu den Inseln. Es ist recht wellig und unsere Tauchgruppe sieht zu, unter Wasser zu kommen. Es ist wieder ein ziemlich perfekter und entspannter Tauchgang mit Barrakudas und ordentlichen Zackenbarschen. Zurück an der Basis wird abgerödelt und geduscht. An der Ferienwohnung tausche ich nur schnell die Ausrüstung. Es geht weiter mit Wanderschuhen und Hut.
Viertel drei breche ich zu einer Rundwanderung in Richtung Norden auf, immer an der Küste entlang. Im Ort gibt es noch ein leckeres Eis, bevor ich dann immer wieder bergauf und bergab laufe. An der dritten Bucht in Cala Pedrosa beschließe ich eine Badepause zu machen. Herrlich! Dann geht es den nächsten Hügel hoch und etwas landeinwärts und in die nächste große Bucht. Von hier geht es in einem Bogen zurück nach L’Estartit. Kurz vorm Ort führt der Weg aber nochmal hoch zum Roca Maura. Man hat einen super Blick, sieht aber auch, was man an Abstieg noch vor sich hat.
Es waren gute 15km und ich bin froh, dass es wieder warmes Wasser in der Dusche gibt. Nach dem verdienten Abendessen werde ich am Abend nach zwei Mal Stickstoff und der Wanderung nimmer alt.
Heute geht es wieder zeitig los zum Tauchgang. Allerdings ist es am Morgen komplett neblig. Nachdem die Ausrüstung bereit ist, geht es wieder zum Hafen und ab auf das Boot. Keine Ahnung, wo wir hinfahren, keine 30m Sicht. Der Tauchplatz heißt jedenfalls Les Lloses del Falaguer. Unter Wasser ist die Sicht gefühlt besser, wenngleich heute etwas Licht fehlt. Da ich am Ende des Tauchgangs wieder ewig viel Restluft in der Flasche hab, beschließe ich ab jetzt mit 12l zu tauchen.
Der nächste Tauchgang steht gleich 10:30 Uhr an. Es geht zu den Inseln nach Salpatxot zu einem schönen entspannten Tauchgang. Im Freiwasser sehen wir zwei Rochen, allerdings sehr weit weg und eher zu erahnen als zu sehen. Ansonsten gibt es das mittlerweile schon fast Gewohnte: riesige Zackis, Muränen, Gorgonien und jede Menge Fischsuppe. Heute ist Andreas aus Deggendorf mein Buddy. Er taucht im Trocki und mit Rebreather. Ich bin ehrlich gesagt etwas ratlos, was jetzt im Notfall passieren würde, aber es gibt ja noch Jordi, unseren Guide.
Gegen zwei bin ich wieder zurück. Ich möchte den Nachmittag nutzen und ziehe schnell wieder los. Diesmal geht es mit dem Auto nach Figueres zum Teatre-Museu Dalí. Im Museum gibt es schon einige coole Sachen, aber auch einiges, womit der Kunstbanause in mir so gar nix anzufangen weiß. Ich bin aber dennoch über eine ganze Stunde im verwinkelten Museum.
Nun geht es weiter zu einer Klosterruine namens Monestir de Sant Pere de Rodes, die in den Bergen liegt. Nachdem ich mir auch hier alles in Ruhe angeschaut habe, ziehe ich weiter nach Roses, wo es eine Zitadelle gibt, die auch in allen Epochen genutzt wurde. Es gibt archäologische Ausgrabungen aus griechischer, hellenistischer, römischer Zeit, Reste aus dem Mittelalter bis hin zu Bauten oder Bauresten aus den letzten Jahrhunderten bis zur Neuzeit. Ich merke allerdings, dass der Speicher heute ziemlich voll ist, ich schlendere nur noch planlos durch die Anlage. Ich nehme mir vor, es morgen etwas ruhiger angehen zu lassen.
Halb neun bin ich wieder zurück in L’Estartit, wo ich noch ins Restaurant Don Quichote für Batatas bravas und gegrillte Sardinen einkehre.
Zur Abwechslung ist heute Ausschlafen angesagt. Mein erster Tauchgang ist 10:30, der zweite 15:30 Uhr. Aber ich habe mir für heute sowieso vorgenommen, außer zu tauchen mir nichts vorzunehmen. Die beiden letzten Tage war es dann doch etwas viel Programm, schließlich bin ich im Urlaub!
Die beiden Tauchgänge gehen nach Medes. Tauchplatz 1 nennt sich La vaca (die Kuh - warum auch immer...). Es geht durch ein kleines Tunnelsystem mit herrlichen Aussichten auf die in allen Blautönen schimmernden Tunneleingänge. Meine Tauchgänge werden immer ruhiger und entspannter, es kommt Routine rein und ich genieße immer mehr. In der Mittagspause schlendere ich zur Ferienwohnung, Bilder von der Unterwasserkamera ziehen und eine Kleinigkeit essen. Dann geht es auch gleich wieder zur Basis und weiter zum Hafen. Es ist ziemlicher Wellengang und das Boot wird auf der Leeseite von Meda Gran festgemacht. Tauchgang Nummer 2 findet am Pedra de Déu statt und ist ein schöner Steilwandtauchgang mit viel Fisch. Auf dem Rückweg kann man sich einfach von der Strömung ziehen lassen. Da mein Buddy Andreas mit seinem Rebreather ständig mindestens 5m tiefer taucht, halte ich mich an die vier Kölner. Auch wenn vielleicht nicht ganz nach Lehrbuch, es ist wieder ein genialer Tauchgang!
Ich bin erst halb sieben wieder zurück. Ich halte mich an mein Vorhaben und hab heute nix mehr auf dem Schirm. Am Abend spaziere ich nur nochmal runter zum Strand und lass mir den angenehmen Wind um die Nase wehen.
Heute ist ein letzter Tauchgang angesetzt und dann heißt es leider schon Abschied von L’Estartit nehmen. Gestern hatte ich Gemma, die Chefin von OceanSub gefragt, ob ich vielleicht von 08:30 auf 10:30 verschieben könnte. Das klappt zum Glück auch. So kann ich am Morgen in Ruhe frühstücken, packen und habe den Rucksack schon abfahrbereit im Auto. Den Schlüssel der Ferienwohnung werfe ich am Büro in den Briefkasten, da dort noch niemand ist und schreibe noch eine Whatsapp.
Bei OceanSub warten schon die vier Kölner und so ist klar, es gibt heute wieder ein Team Germany. In der anderen Gruppe sind alles Franzosen. Es geht zum Tauchplatz El Guix, ungefähr wo wir vorgestern die Rochen gesehen hatten. Der Tauchgang verläuft wieder absolut entspannt und ist ein würdiger Abschluss mit jeder Menge „Fischsuppe”.
Zurück an der Basis checke ich aus und verabschiede mich bei Gemma und dem Team. Das Bezahlen läuft hier auch ganz entspannt, ich soll einfach irgendwann die nächsten Tage überweisen, wenn ich wieder zu Hause bin. Allein das ist ein Grund warum man lieber bei so einer kleinen, familiären Tauchbasis taucht!
Um zwei sitz ich im Auto und starte in Richtung Barcelona. Ich möchte aber nicht die Autobahn nehmen, sondern fahr lieber entlang der Küste. In Tossa del Mar mache ich einen Halt und dreh eine Ortsrunde zu Fuß. Dann seh ich aber langsam zu, dass ich in Richtung Süden komme. So kann ich erst zu meiner Unterkunft fahren, den Rucksack abladen, dann den Mietwagen abgeben. So muss ich nicht mit dem ganzen Gepäck durch die Kante latschen. Weit ist es aber auch gar nicht, da ich eine Unterkunft in El Prat in Flughafennähe gesucht hab, weil es Übermorgen auch schon beizeiten losgeht.
Die Adresse mit dem Gästezimmer ist schnell gefunden, der Mietwagen auch pünktlich abgegeben und nun suche ich in El Prat noch ein Restaurant und verspachtel einen leckeres Seitan-Avocado-Boccadillo und Patatas bravas.
Heute steht Barcelona an und ich ziehe zeitig los. Frühstück gibt es in einem Bäckercafé um die Ecke in El Prat. Mit der Metro geht es zunächst zur Universität, wo ich in die nächste Metrolinie in Richtung Innenstadt umsteige. Meine Walking Tour nach einem Routenvorschlag aus dem Netz startet an der Columbussäule am Hafen. Von da geht es die Fußgängerzone El Rambla weiter. In einer Seitenstraße liegt das Palau Güell, einem der ersten großen Bauwerke von Antoni Gaudí. Hier soll es auf jeden Fall nicht so überlaufen sein, wie z.B. in den anderen Gaudí-Bauwerken. Und um einen Eindruck zu bekommen, ist das super. Weiter geht es mit der Markthalle. Dann geht es weiter: Placa Nova, Catedral de Barcelona, Palau de Musica Catalana. Mittlerweile merke ich, das mein Schuhwerk absolut ungeeignet ist, das Gefuße beginnt etwas zu nerven. Aber ich hab noch viel mehr vor: Placa Catalunya, Passeig de Gracia zum Casa Lleo Morera, Casa Amatller, Casa Batllo (einem weiteren Meisterwerk Gaudís). Die Häuser schaue ich mir aber alle nur von außen an. Nun geht es mit der Metro weiter in Richtung Park Güell. Hier hab ich den Touristenandrang allerdings unterschätzt. Für heute sind bereits alle Eintrittstickets ausverkauft. Es gibt nur auf dubiosen Zwischenanbietern noch Karten für den doppelten Preis. Das ist mir die Sache für eine Stunde nicht wert, denn ich habe noch einen Termin an der Sagrada Familia, wo ich bereits gestern ein Online-Ticket vorgebucht habe. Also dackel ich langsam in diese Richtung mit Kaffee und Kuchen-Stopp unterwegs.
Auch wenn ich mich sonst in Kirchen eher nie lange aufhalte und das hier eigentlich eine Baustelle ist, hier lohnt sich sogar der Eintritt samt Audio-Guide. Das ganze Konzept der Kirche sowie die Architektur des Bauwerks sind sehr spannend. Die Säulen als Bäume, die Glasfenster mit den bunten Scheiben, zum Morgen hin blau und grün kühl, zum Abend gelb und rot und warm. So bleibe ich über eine Stunde in der Kathedrale. Besonders spannend finde ich den Workshop mit Statik-Modellen und den 3D-Druckern.
Nun sehe ich zu, dass ich langsam wieder in Richtung La Rambla komme. Eher zufällig komme ich noch am Arc de Triomf vorbei. In der Bodega del Gótic genehmige ich mir noch einen Burger mit Pommes und Bier. Komplett im Dunkeln kommt auch die Basilika de Santa Maria noch auf die Liste. Jetzt reicht es mir wirklich und mit der Metro gondel ich wieder nach El Prat.
Ich war viel später im Bett als geplant. So richtig im Tiefschlaf bin ich erst, als der Wecker schon wieder klingelt. Nach einer Viertelstunde bin ich unterwegs. Ich weiß, dass ich an der richtigen Bushaltestelle bin, denn es warten auch noch ein Pilot, eine Stewardess und zwei weitere Leute, die mit ihrem Rollkoffer auch aussehen, wie Verreisende. Am Flughafen geht alles reibungslos und ich bin auch ruckzuck in Zürich. Leider geizt mittlerweile auch Sw*ss Air mit dem Service, es gibt nur ein Ministück Schokolade. Im Flughafen verwerfe ich die Idee recht schnell, mir einen Kaffee zu gönnen angesichts der völlig abstrusen Preise.
Mit einer kleineren Maschine geht es dann nach Dresden. Aber auch hier geht es schnell, weil mir dann doch immer mal die Augen zufallen.
Mittags halb zwölf bin ich dann wieder zu Hause.