Tagebuch (Eintrag 7 von 20)

Milford Sound

Vorwort

Milford Sound im Fiordland Nationalpark ist wahnsinnig schöne Ecke und sozusagen fast ein Muss in Neuseeland. Gletscher haben diesen Fjord ins Gebirge geschnitten. Von Meereshöhe geht es fast senkrecht nach oben. Der Mitre Peak erhebt sich 1692m über den Meeresspiegel. Das Tal geht aber auch weiter in die andere Richtung, der Fjord ist mehrere hundert Meter tief. Von allen Seiten stürzen Wasserfälle herab, gespeist von 7000mm Regen im Jahr. (Angeblich kann es hier an einem Tag so viel regnen, wie in London das ganze Jahr über zusammenkommt.)

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Dienstag, 18.04.2006

Unser Wecker klingelt heute mal wirklich mitten in der Nacht, um 04:30 Uhr. Um sechs ist Treffen am Tawaki Dive Center. Vor uns liegen dann noch knapp zwei Autostunden bis zum Milford Sound. Genau dort gehen wir nämlich heute tauchen!

Der Fjord ist nicht nur über Wasser faszinierend sondern auch eine besondere Ecke zum Tauchen. Das viele Frischwasser der Flüsse vermischt sich sehr schlecht mit dem Salzwasser und bildet eine 3 bis 10m dicke Schicht, die auf dem Salzwasser schwimmt. Es entsteht eine ziemlich undurchsichtige, schlierige Suppe, ähnlich wie wenn man einen Eiswürfel in ein Glas mit Schnaps gibt. Durch Pflanzenteile wird das Ganze dann noch grünlich bzw. bräunlich. Diese Schicht filtert einen Großteil des Tageslichts weg. Dadurch sind schon in geringen Tiefen (ca. 15m) Lebewesen zu sehen, die es sonst nur in der Tiefsee gibt. Diese Gelegenheit lassen wir uns nicht entgehen!

Das Wetter sieht heute sehr gut aus, ein paar Wolken und dazwischen Sonne. Gegen neun sind wir dann in unserem zweiteiligen 7mm-Nasstauchanzug auf dem Boot. Wir sind nur zu sechst, neben uns noch zwei Holländerinnen, dann der Tauch-Guide und der Käpt’n.

Nachdem wir unsere erste Tauchstelle erreicht haben, heißt es auf 3-2-1 sich rückwärts in das verdammt kalte Wasser fallen zu lassen. Die Wassertemperatur ist zwar unter der Frischwasserschicht ca. 15°C, aber vorher laufen die Anzüge erstmal mit etwa 10°C kaltem Wasser voll. Uuaaahhh... Für gestandene Taucher ist das bestimmt kein Problem, aber wir sind ja bis dato nur Schönwettertaucher gewesen. ;-)

Dann tauchen wir ab in diese Suppe mit Null Sicht. Ich hab weniger Probleme als erwartet, dafür kämpft Kathleen etwas mit dem Druckausgleich. Nach etwa fünf Metern ist die Sicht dann schlagartig da, wir können stattliche 5..10m weit schauen. Nachdem sich alle erstmal etwas eingewöhnt haben, geht es dann an einem Hang nach unten. Nach ein paar Metern sehen wir dann die erste Black Coral. Sowas bekommt man erst in Tiefen zu sehen, die für SCUBA-Taucher nicht mehr zugänglich sind. Obwohl die Koralle weiß ist, heißt sie wegen ihres schwarzen Kerns Black Coral. Kurz danach bekommen wir eine weitere Rarität zu Gesicht. In ca. 15m Tiefe sind zwei „Spiny Seadragons”, eine Seepferdchenart in leuchtendem Orange. Diese Gesellen halten sich sonst in Tiefen ab ca. 100m auf. Wir sind total begeistert!

Nach dem ersten Tauchgang ist dann erstmal anderthalb Stunden Oberflächenpause und wir werden mit heißer Suppe und einem winddichten Overall versorgt. Beim zweiten Tauchgang geht es dann an eine fast senkechte Wand nach unten. Hier gibt es wieder riesige Black Corals, Snakestars, Tiefsee-Skorpionsfische, Langusten und und und...

Danach bekommen wir noch eine ziemlich exklusive Rundfahrt auf dem Milford Sound. Mit dem kleinen Boot kommen wir viel näher an die interessanten Ecken, als der große Touristen-Dampfer. Wir sehen etliche Seelöwen und einen Yellow-crested Penguin (Maori: Tawaki, Namensgeber für das Tauchunternehmen). Um den Tag dann noch vollkommen perfekt zu machen, taucht neben dem Boot dann noch eine Horde Delfine auf und zieht eine richtige Show ab. :-)

Zurück an Land gibt es dann noch eine Auswertung des Gesehenen und einen kurzen Spaziergang in eine kleine Schlucht, The Chasm. Die Nacht verbringen wir in der Milford Sound Lodge, einem Hostel in der kleinen Siedlung.

Dieser Tag war auf jeden Fall wieder einer, an den wir uns noch lange erinnern werden. Es war einfach nur genial!!!

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