Tagebuch Teneriffa
Da wir erst irgendwann nach eins ins Bett kommen, schlafen wir wenigstens bis um sechs in der Früh. Gepackt haben wir ja schließlich so weit. Beim Frühstück fällt uns dann aber noch ein, dass wir die Zettel für den Mietwagen zwar per Email haben, aber nicht ausgedruckt. Also gibt es schon wieder Stress. Bis dann alles erledigt ist und wir am Flughafen sind, ist es dann auch schon wieder höchste Eisenbahn. Wir kommen fünf Minuten vor dem Schließen des Checkin-Schalters an. Der gute Mann meckert schon etwas rum. Aber was soll‛s. Der Flieger hat dann sowieso Verspätung, sodass wir doch noch rumstehen, etwas durchatmen und nun endlich mal in Urlaubsstimmung kommen können. Der Flug mit 95% Rentnern an Bord ist ganz ok, wenn auch recht unspektakulär.
In Teneriffa angekommen, schnappen wir uns gleich unseren Mietwagen, einen relativ neuen Peugeot 207 Diesel. Beim Rausgehen aus dem Flughafen kommt uns erstmal eine schöne Wärme entgegen, herrlich im November! Dann geht‛s auch schon ab in Richtung Alcalá. Wir verpassen zwar einen Abzweig, müssen aber nur einen kleinen Umweg fahren. Unser Vermieter in dem kleinen Haus in der Calle de Chorrillos wartet schon auf uns. Die Ferienwohnung hat alles, was man gebrauchen kann und noch viel mehr, top ausgestattet. Das Beste sind aber die zwei Dosen Bier, die im Kühlschrank auf uns warten. Vom Balkon sieht man das etwa 50m entfernte Meer. Genial, hier gefällt‛s uns!
Dann machen wir uns gleich nochmal auf den Weg in den nächsten Supermercado und kaufen ein. Danach heißt es aber erstmal anbaden. Mit 25°C Luft und ca. 20°C Wasser ist das keine Kunst. Dann testen wir noch die Dachterrasse bei Sonnenuntergang an.
Am Abend gehen wir in ein nettes kleines Restaurant am Marktplatz, wo es sehr leckeren Pulpo de Gallego und geschmortes Kaninchen mit einer Tonne Knoblauch gibt. Lecker!
Heute schlafen wir erstmal in Ruhe aus. Im Nachbarhaus sind zwar Handwerker mächtig am Beton pickern, aber das ist uns sowas von egal. Wir lassen uns davon nicht stören. Gegen zwölf gibt es dann erstmal ein üppiges Frühstück. Gegen Nachmittag machen wir uns auf den Weg nach Las Américas, wo wir uns wegen dem Tauchen mal umschauen wollen. Die Basis, die wir auf dem Plan haben, ist aber erst wieder nach um vier geöffnet, da die Leute wohl jetzt draußen sind. Da Las Américas mit seinem Beton das komplette Gegenteil von Alcalá ist, bleiben wir hier nicht, sondern fahren wieder an unseren Ministrand vor unserer Tür. Diesmal nehmen wir das Schnorchelzeugs mit und sehen prompt eine Schildkröte! Wir sind begeistert. Dann fahren nochmal wir die paar Kilometer nach Las Américas. Die Jungs in der Basis sind ganz witzig drauf und so machen wir gleich alles für morgen früh fest.
Am Abend probieren wir ein Fischrestaurant in Alcalá aus, wo es sehr leckere Muscheln und einen schönen Fisch zum Wein gibt. Mmmhhhh.
Halb 10 sind wir an der Basis von Absolut Dive und suchen unser Gerödel zusammen. Es geht mit zu sechst plus zwei Guides in einem Bus mit Anhänger los Richtung Marazul. Allerdings ist die Steigung zur Autobahn mit uns allen, der Ausrüstung im Bus, den Flaschen und dem Blei im Anhänger der Kupplung zu viel. So muss nochmal umgeplant werden. Es muss ein Tauchplatz ohne größere Steigung auf dem Weg her, denn die Kupplung rutscht nur noch durch. Dann geht‛s eben an die Westküste nach El Poris. Dort angekommen, dauert es auch nicht lang, bis wir im Wasser und abgetaucht sind. Wir sehen jede Menge bunte Fische, viele Oktopusse, einen Feuerwurm, Riffhummer und viel kleines Getier. Im Vergleich zu La Palma vor zwei Jahren ist hier richtig was los!
Die Oberflächenpause verbringen wir mit Mittagessen in einem Rentnerviertel irgendwo in einem Kaff im Süden. Deutsche Fleischerei mit Leberkäse und nebenan eine deutsche Bäckerei mit Schwarzwälder Kirschtorte. Gruselig. Leckere Tapas gibt‛s leider nicht.
Den zweiten Tauchgang machen wir an der Costa del Silencio an der Südspitze der Insel. Hier gibt es etwas weniger Fische, dafür aber eine schöne Lavalandschaft unter Wasser zu sehen. Dann kommen aber doch noch paar Gespensterkrabben und eine schöne Anemone in Sicht.
Zurück in der Tauchbasis quatschen wir noch ewig mit Katja und Thomas sowie Oli und Flo von der Basis. Irgendwann kommen wir auf die Idee, dass wir unser Deko-Bier ja dann auch hier trinken könnten, was wir auch gleich machen.
Lang nach Einbruch der Dunkelheit geht es dann zurück nach Alcalá. Hier essen wir im nächsten Fischrestaurant. Wir sind heute so ziemlich die letzten Gäste und nach uns wird auch dicht gemacht, obwohl es erst halb 10 ist.
Heute machen wir Zwangspause. Viel mit Höhenmetern ist heute nicht und Teide auf gar keinen Fall wegen des Reststickstoffs im Körper. Da wir auch nicht gleich von 0 auf 100 wollen, was das Wandern angeht, soll‛s heut eine gemütliche Einstiegstour sein. Naja so erstmal der Plan. Wir fahren über abenteuerlich Serpentinenstraßen nach Masca, wo wir die Schlucht von 600m ü.N.N. runter zum Meer und wieder hochlaufen wollen. Der Weg weg ist ganz ok und wir kommen gut voran. Es geht durch eine beeindruckende Lavalandschaft und üppige Vegetation.
Das ersehnte Erfrischungsbad im Meer fällt allerdings aus, da die Brandung zu heftig an die Felsen schlägt. Macht nix! Nach einer Stärkungspause treten wir den Rückweg an. Bergauf geht alles schon etwas zäher, zumal jetzt die Sonne auch schön aufbrezelt.
Nach insgesamt fünf Stunden haben wir den Weg geschafft und sind sogar noch ein Stück schneller, als im Wanderführer angesetzt ist. Nun geht es mit dem Auto weiter durch endlose Kurven Richtung Nordküste. Hier ist das Wetter etwas ungemütlicher, es ist windig mit einigen Regenschauern.
Wir fahren über Buenavista zum Nordwestkap von Teneriffa, nach Teno mit seinem Leuchtturm. Hier springen wir in einem kleinen geschützten Hafen jetzt doch nochmal ins Wasser. Vom Kap hat man einen schönen Blick auf Gomera mit der untergehenden Sonne. Unsere Abendessen gibt es dann in Icod de los Vinos. Im Dunkeln laufen wir auch noch eine Runde durch die Innenstadt. Abends geht es dann zurück über eine recht hochgelegene Straße. Hier hat man über den Wolken einen super Blick auf den Teide im Mondschein.
Masca - Playa del Masca - Masca
Strecke: 9,3km, Höhensummen: +/-1060Hm
Wir haben uns was vorgenommen. Wir wollen auf den Teide und zwar ohne Seilbahn! Am Morgen frühstücken wir wieder ordentlich, packen unsere Rucksäcke für eine 2-Tageswanderung und kaufen noch paar Flaschen Wasser ein. Dann fahren wir hoch in den Teide-Nationalpark. Das Auto lassen wir auf einem Parkplatz an der Straße TF21 stehen. Von 2350m geht es hoch in die Montaña Blanca und vorbei an den Huevos del Teide, riesigen Lavakugeln. Bis hierher ist der Weg ziemlich einfach, es geht auf einem Schotterfahrweg gemächlich bergauf.
Dann wird es steiler und der Weg windet sich den Berg hinauf. Hier merkt man auch schon ordentlich die dünne Luft. Wir sind um einiges langsamer als gestern. Nach 3½ Stunden erreichen wir das Refugio Altavista auf 3260m Höhe. Die Aussicht ist genial! Die Hütte ist noch geschlossen und wir hatten etwas Bedenken, ob wir auch ohne Reservierung reinkommen. Aber es sind nicht so viele Leute da und dass in der nächsten Stunde noch 60 kommen, ist unwahrscheinlich. So ergattern wir dann auch einen Schlafplatz beim Hüttenwart. Jetzt schauen wir auch nochmal die 100 Höhenmeter weiter hoch zur Cueva del Hielo, der Eishöhle. Nach Name verspricht aber zumindest im November etwas zu viel. In der Lavahöhle ist kein Eis. Der Ausblick vom Berg ist aber einzigartig. Der Teide wirft in der untergehenden Sonne einen langen Schatten und gleichzeitig geht der Vollmond auf.
Zurück in der Hütte machen wir uns erstmal unser Abendessen. Wir unterhalten uns noch ne Weile mit einem Pärchen aus Jena, bevor es dann halb 10 in die Falle geht. Wir wollen morgen zeitig raus. Die Nacht wird aber der Horror. Man merkt die dünne Luft und die Betten quietschen bei jeder kleinsten Bewegung, sodass keiner wirklich zum Schlafen kommt.
Parkplatz Montaña Blanca - Refugio Altavista mit Abstecher zur Cava del hielo
Strecke: 7,26km, Höhensummen: +1058/-142Hm
Um fünf ist die Nacht endlich vorbei. Völlig zerknittert und verpeilt packen wir unseren Kram und essen eine Kleinigkeit. Kurz nach halb sechs laufen wir dann im Dunkeln mit der Stirnlampe weiter bergauf. Vor uns liegen noch 500 Höhenmeter, für die wir zwei Stunden Zeit haben. Es ist nicht mal so kalt, wie wir dachten. Die dicke Unterhose würden wir aber trotzdem erstmal nicht hergeben wollen. Obwohl wir ordentlich keuchen, sind wir an der Seilbahnstation vorbei, als sich die ersten roten Streifen am Horizont zeigen.
Die restlichen Meter sind schnell gemacht. Gegen sieben stehen wir dann auf dem Gipfel des 3718m hohen Teide. Das Farbenspiel in der Dämmerung ist einzigartig. Ein paar Minuten nach Sonnenaufgang sieht man dann den Schatten des Teide auf den Wolken über Gomera, über 50 Kilometer entfernt. Für diesen Anblick hat sich das wirklich gelohnt, Wahnsinn! Wir sind begeistert!
Nachdem alle anderen schon wieder weitergezogen sind, gönnen wir uns erstmal ein Frühstück mit unseren Bocadillos auf dem Gipfel.
Da wir nicht den gleichen Weg zurücklaufen wollen, wählen wir die Variante über den Pico Viejo, westlich vom Gipfel. Der Weg ist im Vergleich allerdings alles andere als bequem. Wir laufen durch ein riesiges Lavafeld mit endlosem, lockeren Geröll, bevor es am Pico Viejo kurzzeitig etwas einfacher geht. Dann kommt der Abstieg Richtung Parador wieder durch Lavafelder und Ginstergebüsch. Mittlerweile brennt die Sonne richtig auf und wir braten ordentlich beim Laufen.
Um zwei haben wir es dann geschafft, wir sind wieder unten an der Straße. Von hier wären es noch 7 Kilometer bis zum Auto. Da wir aber keine Lust haben, an der Straße entlangzulaufen und die Zeit lieber für ein Bad im Meer nutzen würden, quatschen wir einfach ein Ehepaar mit Mietwagen an. Das funktioniert auch auf Anhieb. Zurück am Auto können wir uns gleich revanchieren. Wir nehmen ein polnisches Pärchen, das auch mit in der Hütte übernachtet hat, mit an die Küste.
Unser Bad holen wir uns südlich von Alcalá in der Nähe von Armeñime, in der kleinen Bucht von Puertito. Hier soll es viele Schildkröten geben. Wir haben beim Schnorcheln aber damit kein Glück. Dafür sehen wir einen Rochen.
Am Abend kehren wir in einer Kneipe in Alcalá ein, wo wir uns eine riesige Auswahl an Tapas gönnen. Das haben wir uns heute verdient!
Refugio Altavista - Gipfel Teide (3718m ü.N.N.) - Roques de García - Parador Nacional del Teide
Strecke: 12,7km, Höhensummen: +648/-1743Hm
Den Tag heute wollen wir nutzen, um den Norden der Insel noch etwas zu erkunden. Wir fahren nochmal vorbei am Teide durch den Nationalpark mit etlichen Stopps um die Aussicht zu genießen. Dann geht es weiter Richtung Osten nach Santa Cruz de Tenerife, der Hauptstadt der Insel. Hier ist alles schon etwas schicker als in den kleinen Dörfern entlang der Westküste. Von den Touristenbunkern im Südwesten reden wir gar nicht. Die Stadt macht auf Anhieb einen netten Eindruck. Wir sitzen eine Weile im Park, laufen eine große Runde durch die Innenstadt, essen sehr leckeres Eis und trinken noch einen Kaffee. So lässt es sich auch eine Weile aushalten. Am späten Nachmittag geht es dann die Nordküste entlang, wo wir in El Sauzal in einem Weingut nochmal einkaufen.
Der Sonnenuntergang mit dem Teide ist wieder genial. Im Dunkeln fahren wir dann wieder zurück. Der Plan ist eigentlich in der kleinen Bodega in Puertito einzukehren, die für ihre Paella berühmt sein soll. Leider ist auch heute nicht geöffnet. So entschließen wir, uns wieder in unserem Ort zu suchen. Dienstags haben dort allerdings die meisten Kneipen Ruhetag, sodass wir wieder im ersten Restaurant vom Mittwoch landen. Der Kellner ist heute schwer im Stress und kommt kaum hinterher. Das Essen ist aber trotzdem wieder sehr lecker.
Eine Woche auf Teneriffa ist zu kurz! Heute ist leider schon wieder Abreisetag. Wir packen unseren Kram und warten auf den Vermieter, der gleich vorbeikommen will. Wir erzählen noch etwas mit ihm, bevor wir unseren Kram ins Auto packen und nochmal an die kleine Promenade zum Schnorcheln gehen. Hier gibt es leider Verluste. Eine große Welle spült eine unserer Tauchermasken mit Schnorchel weg. Die Maske ist zwar nochmal kurz zwischen den Felsblöcken zu sehen, aber viel zu weit drin um dranzukommen. Außerdem sind zentnerweise Seeigel zwischen den Felsen. Wenigstens sieht Kathleen bei ihrer Runde nochmal die Schildkröte. Dann wird es auch schon langsam Zeit, sich in Richtung Flughafen aufzumachen. Wir geben den Mietwagen ab und versuchen unser Glück. Wir haben nämlich noch keinen Flug, sondern wollen Standby mitfliegen. Wir haben Glück, denn es sind noch ganz vereinzelte Sitze frei und wir kommen mit.
So richtig heim wollen wir eigentlich noch gar nicht. Die Durchsage vom Piloten, dass in Berlin schlechtes Wetter mit 0°C und leichtem Schneefall gibt, macht es nicht wirklich besser.
Als nach einer Ewigkeit nach der Landung in Tegel auch mal das Gepäck auf dem Band erscheint, gibt es die nächsten Verluste. Mein Rucksack ist rot gefärbt und riecht nach sehr leckerem Wein. Die Flasche hat‛s erwischt. Schade! Zum Glück ist im Rucksack das Meiste in Plastiktüten, sodass sich die Rotweinflecken in Grenzen halten. Gegen dreiviertel elf sind wir dann bei Eiseskälte wieder zurück. Wir könnten grad wieder umkehren! Wenigstens haben wir morgen noch frei...