Tagebuch
Nach einer äußerst kurzen Nacht nehm ich die U-Bahn und den Bus Richtung Tegel. Punkt sechs startet der G*rm*nwings-Flieger in Richtung Catania. Die 20 Euro Aufpreis für freies Gepäck, Sitzplatzwahl und damit vor allem mehr Beinfreiheit haben sich echt gelohnt. Der Flug ist recht entspannt und kurz vor Sizilien zeigt sich, dass ich die richtige Fensterseite ausgewählt hab. Der Ätna ist sehr schön zu sehen und das Flugzeug fliegt einen schönen Bogen drumherum.
Das Gepäck ist da, der Busticketstand schnell gefunden und eine halbe Stunde nach der Landung roll ich schon im Bus in Richtung Palermo. Das klappt doch wie am Schnürchen. Gegen halb zwölf kommt der Bus dann in Palermo am Hauptbahnhof an. Jetzt hab ich noch fünf Stunden Zeit bis mein Schiff nach Ustica ablegt. Ich geb meinen großen Rucksack an der Gepäckaufbewahrung auf und zieh dann zu Fuß los. Ich hab keinen Plan wohin und steuere erstmal in die Richtung, in der ich die Innenstadt vermute. Im Zickzack geht es durch enge Gassen und über große Prachtstraßen. Ich hab weder Stift noch ein Tagebuch eingepackt und so versuch ich genau das aufzutreiben, bevor hier alles in der Mittagsruhe verschwindet. Das ist aber gar nicht so einfach, es scheint hier nur Schuhläden zu geben. Schließlich werd ich dann doch fündig. Auch ohne Plan komm ich an etlichen sehenswürdigen Gebäuden und Plätzen vorbei. Palermo gefällt mir recht gut. Ich einem kleinen Café gibt es noch ein Panino Caprese und mir könnte es grad nicht besser gehen.
Da ich zu Fuß schon mal am Hafen vorbeigekommen bin, weiß ich wohin ich muss. Mit meinem Rucksack mag ich die 3 Kilometer dann aber doch nicht laufen, ich nehm lieber den Bus. Am Hafen hab ich noch Zeit, die ich allerdings auch brauche. Mein Internetticket muss noch gegen ein richtiges im Office eingetauscht werden. Da ist jedoch niemand. Nach einigem hektisch scheinenden aber wohl doch tiefenentspanntem Rumtelefonieren des Kapitäns ist dann auf einmal doch alles geregelt. Die Fahrt nach Ustica dauert mit dem betagten Tragflächenboot nur etwas mehr als eine Stunde.
Am kleinen Hafen von Ustica wartet schon Salvo auf mich. Er ist der Vermieter meines Ersatzdomizils. Das Hotel, in dem ich eigentlich gebucht hatte, musste mir kurzfristig absagen und hat mir was anderes angeboten. Das Sogni nel Blu stellt sich als schicke kleine Ferienwohnung heraus. Von Halbpension weiß er nix, aber irgendwie wird sich das regeln lassen. Frühstücken soll ich in einer kleinen Bar am Markt und Abendessen soll es in einem kleinen Restaurant geben. Bevor ich mich aber darum kümmere, will ich zunächst an der Tauchbasis vorbeischauen und dort einchecken. Im kleinen Shop der Tauchbasis werde ich von Jonathan und meinem Guide Antonio mit Gerödel ausgestattet und morgen früh kann es losgehen.
So, jetzt ist es Zeit, das mit dem Restaurant zu erkunden. Ich hab etwas Probleme das L’isolotto zu finden, aber das klappt dann auch irgendwann. Der Typ am Pizzaofen kommt mir bekannt vor, es ist Salvo. Das Essen ist super, Primio - Spaghetti mit Krabben, Secondo - gefüllte Calamari, eine Nachspeise und eine halbe Flasche Wein. Alles richtig gemacht! ;-)
Das Frühstück in der Bar Central fällt italienisch aus, Cappuccino, ein mit Pistaziencreme gefülltes Teigdingens und noch ein Cappuccino. Dann geht es kurz vor neun über die vielen Treppen hinunter zum Hafen, wo das Gerödel schon auf das kleine Schlauchboot geladen wird. Mit von der Partie sind mein Guide Antonio, Jonathan, der Chef und seine Freundin Sara. Ich bin der einzige Gast und habe somit eine sehr exklusive Tour, Privat-Guide und Privat-Meer. ;-)
Der Check-Tauchgang bei Punta Galera übertrifft dann auch gleich alle Erwartungen, ordentliche Fischschwärme, große Fische, kleines Getier und schöne Seegraswiesen. Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hinschauen soll. Das Wasser ist sehr kalt, da unten sind gerade mal 16°C, aber der Tauchgang ist trotzdem recht entspannt. Danach geht es erstmal kurz zurück in den Hafen von Ustica und von da zur Grotta della Pastizza. Jonathan hat mir noch einen Neopren-Unterzieher besorgt. Damit macht es dann doch etwas mehr Spaß bei den Temperaturen. Auch dieser Tauchgang ist beeindruckend, Highlight ein riesiger Barsch an einer Putzerstation.
Am Nachmittag hab ich dann Zeit genug, um die Insel etwas zu erkunden. Ich will eine Runde rum, was keine so große Aktion ist, die Insel hat im Durchmesser keine 3 Kilometer. Der Reiseführer schreibt was von 4..5 Stunden für die Umrundung, das sollte also passen. Es geht zuerst über etwas verwachsene Wege in Richtung Süden. Die Vegetation ist im Mai ziemlich farbenfroh, überall blüht es. Es geht am Leuchtturm vorbei und an der Westküste wieder Richtung Norden. Trotz mehrerer Pausen bin ich nach drei Stunden schon fast um die Insel rum und so mach ich einfach nochmal Pause.
Auch heut ist das Abendessen wieder super lecker. Es gibt Calamari-Salat, Pizzabrot, Schwarze Pulpo-Spaghetti und dann noch einen Gang, die gefüllten Calamari wie gestern, nur in der kalten Version. Auf eine Nachspeise verzichte ich, denn ich platze gleich. Alt werd ich heute nicht mehr, denn Tauchen und Wandern an einem Tag schlauchen dann doch ordentlich.
Das Wetter spielt heute nicht so richtig mit, es ist wolkenverhangen und relativ kühl. Ich weiß noch nicht, ob das mit zwei Tauchgängen heute eine gute Idee ist.
Nach dem Frühstück geht es wieder nach Punta Galera, aber hier dann in eine etwas andere Richtung. Wir tauchen auf 35m ab zu wunderschönen Gorgonien. Zur Oberflächenpause gibt es erstmal in Kiki’s Bar einen Latte Macchiato zum Aufwärmen. Tauchgang Nummer 2 ist etwas nördlich vom Hafen. Hier gibt es wieder jede Menge Kleingetier, wie farbenfrohe Nachtschnecken, aber auch einige größere Fische. Kalt ist es trotzdem und ich bin froh aus dem Neopren rauszukommen.
Am Nachmittag mach ich ein ausgedehntes Mittagsschläfchen, bevor ich dann mit Deko-Bier am Tauchshop rumhäng. Dort ist gerade Niccolo angekommen. Wie sich herausstellt, ist er aber kein Gast, sondern will die nächsten Monate im Diving Center Ustica als Guide arbeiten. Wir sitzen recht lange und irgendwann ziehen wir dann ins Kiki’s um. Dort gibt es dann auch ein paar Häppchen. Als wir dann aufbrechen, ist es mir zu spät um jetzt noch ein Drei-Gänge-Menü zu verspachteln, also lass ich das heute ausfallen und lauf direkt zur Ferienwohnung.
Wie die letzten beiden Tage gibt es Frühstück wieder in der Bar Central. Den Cappuccino muss ich gar nicht mehr bestellen, der wird schon automatisch auf den Tresen gestellt, als ich reinkomme.
Der erste Tauchgang ist heute am Scoglio del Medico oder auch Doctor’s Rock. Heute tauchen wir zu dritt, Antonio, Niccolo und ich. Es wird ein schöner Steilwandtauchgang mit viel Fisch. Für den zweiten Tauchgang umrunden wir die halbe Insel ohne nochmal im Hafen von Ustica vorbeizuschauen. Die Grotta di Gamberi II steht auf dem Plan. Sie liegt mit 25m nicht ganz so tief wie die berühmtere Numero I, ist allerdings auch deutlich kleiner. Bevor es ins Wasser geht, brauchen wir aber noch bissl Oberflächenpause und Sonne zum Aufwärmen. Da mein Jacket eigentlich einen Ticken zu groß ist und diesmal wirklich blöd sitzt, komm ich mit der Tarierung in der Höhle gar nicht klar. Andauernd dotz ich irgendwo an und es wird insgesamt ein eher grausliger Tauchgang, obwohl die Höhle sehr schön ist.
Zurück in der Ferienwohnung mach ich ein entspanntes Mittagsschläfchen, bevor es zusammen mit den Jungs am Tauchshop noch ein Dekobierchen gibt. Am Abend bestell ich mir bei Salvo im L’isolotto eine sehr leckere Pizza.
Same procedure as every day. Cappu’cco in der Bar Central und ein Schokocroissant. Gestärkt geht es zum Tauchen. Heute steht mein bislang tiefster Tauchgang an. Der Eingang der Grotta dei Gamberi liegt auf knapp 42m. Dementsprechend länger ist heute das Briefing, denn wir werden garantiert die Nullzeit überschreiten und beim Auftauchen Deko-Stopps machen müssen. Dank einer Nummer kleiner beim Jacket fühl ich mich auch wohler und alles läuft problemlos. Bei 41,4m geht es in die Garnelenhöhle hinein. Den Stickstoff merkt man nun schon ordentlich im Kopf, volle Dröhnung. Der Blick von drinnen auf den Eingang mit allen möglichen Blautönen ist der Hammer. In der Höhle wuseln tausende orange Punkte rum. Die Augen der Garnelen leuchten im Licht der Lampe. Es geht vorbei an einigen großen Stalagmiten um eine Ecke herum, sodass weder Eingang noch der Ausgang auf 26m zu sehen ist. Trotz der paar Minuten in der Höhle will der Tauchcomputer auf 18m den ersten Deepstop. Aber bei dem, was hier alles zu sehen ist, wird das kein reines Zeit absitzen. Insgesamt wird es trotz des mit der Tiefe verbundenen hohen Luftverbrauchs ein ziemlich langer und entspannter Tauchgang. Danach geht es erstmal in den Hafen zurück und zu Kiki’s. Den zweiten Tauchgang lassen wir dann deutlich flacher ausfallen, wodurch er aber nicht weniger spannend wird. Es gibt jede Menge Kleinigkeiten, Nudibranchs, Seesterne, Schlangensterne und Giglio die Mare (Mittelmeer-Haarstern) zu sehen.
Nach der Dusche mach ich heute mal keinen Mittagsschlaf, sondern erkunde das Landesinnere. Nach einem kurzen Stopp beim Bäcker geht es den kleinen Berg in der Mitte der Insel hoch zur Radarstation. Der Weg ist ganz nett, aber nicht das ultimative Erlebnis. So lauf ich anschließend noch zur alten Festung im Nordosten der Insel. Am Nachmittag heißt es dann wieder vor dem Tauchshop chillen, Eis essen und Bier trinken. :-)
Zum Abendessen gibt es heute Auberginensalat und danach Fisch mit Kirschtomaten, Kapern und Brot. Sehr, sehr lecker...
Ich habe schon etwas umdisponiert und bleibe noch einen Tag länger auf Ustica als ursprünglich geplant, und so geht es auch heute nochmal ins Wasser. Es ist etwas mehr los auf dem Boot, denn es sind noch zwei Gäste mehr an Bord. Zusätzlich nehmen wir noch einen weiteren Taucher und einen Guide einer anderen Basis mit raus. Es ist wirklich sehr entspannt, keine Spur von großem Konkurrenzdenken zwischen den Tauchbasen, sondern ein angenehmes Miteinander. Der erste Tauchgang ist am Wrack bei Secca della Colombara. Nach dem problemlosen Abtauchen geraten wir zu viert in eine ordentliche Gegenströmung. Ich paddel wie blöde und komme Unterwasser mit dem Puls an den Anschlag und richtig außer Atem, was in 15m Tiefe eher eine grenzwertige Erfahrung ist. In wenigen Minuten sind locker 50bar aus der Flasche gesaugt. Nachdem es dann wieder ruhiger ist, erreichen wir gleich das Wrack. Ich hab mich mit dem Unterwasserspurt noch ganz gut gehalten. Ernesto, der andere Taucher, ist mit seiner Flasche richtig runter und muss zusammen mit Niccolo abdrehen. Antonio und ich haben noch genügend Zeit für eine Runde am Wrack und dann einen langsamen Aufstieg über wunderschöne Seegras- und Algenwiesen.
Nach dem obligatorischen Kaffee im Kiki’s geht es nochmal nach Punta Galera, allerdings schon wieder in eine leicht andere Richtung. Es wird wieder ein klasse Tauchgang. Mittlerweile ist mir auch nicht mehr so kalt, obwohl das Thermometer nicht viel mehr anzeigt als die letzten Tage. Vielleicht gewöhnt man sich auch an die kalte Suppe. Höhepunkt des Tauchgangs ist eine Schule Barrakudas, die nur wenige Meter von uns entfernt ihre Kreise zieht. Hammer! Beim Auftauchen müssen wir etwas aufpassen, denn die Wasseroberfläche ist übersät von blauen Quallen. Sie sind zwar nicht sehr giftig, aber wohl trotzdem schmerzhaft und so möchte man sie doch nicht im Gesicht haben.
Dusche, Mittagsschlaf, Deko-Bierchen an der Basis, so kann man es aushalten! Meinen letzten Abend verbring ich dann mit der ganzen Crew nochmal in der mittlerweile zum Stammlokal geworden Bar. Es gibt leckere Häppchenteller mit Fischkroketten, Falafel, Oliven, Käse und einigem mehr. Kurz nach zehn löst sich die Runde nochmal auf. Ich lauf nochmal am L’isolotto vorbei, um meine Rechnung zu zahlen, denn Essen schaff ich heute keins mehr. Bei einem Bier quatsch ich noch eine ganze Weile mit Salvo neben dem Pizzaofen. Von Rechnung für meine Getränke will er nichts wissen und so muss ich einfach so wieder abziehen... :-)
Heute ist Abreisetag von Ustica. Ich möchte eigentlich die Fähre um neun nehmen, hab aber kurz vor halb neun noch kein Ticket. Das Ticketbüro scheint auch noch nicht aufmachen zu wollen. Dann kommt doch jemand aus der Tür, meint er sei in ein paar Minuten wieder da und verschwindet erstmal mit dem Auto. Wird schon irgendwie. 10 vor neun hab ich dann ein Ticket, sogar mit 20% Taucherrabatt. Salvo fährt mich noch runter zum Hafen. Ich frag ihn nochmal, was ich ihm denn nun an Geld schulde, aber außer den 30 Euro für die zusätzliche Nacht in der Ferienwohnung will er nichts annehmen.
Kurz nach neun legt dann der Katamaran nach Palermo ab. Die Fahrt geht wieder schnell rum. In Palermo mag das Wetter nicht mitspielen, es regnet. Es gibt eine Umleitung und ich habe etwas Probleme, die Bushaltestelle zu finden. Aber es geht nicht nur mir so, denn auch einige Einheimische sind auf der Suche. Ich lauf ihnen einfach mal hinterher. Um 12 fährt dann mein Fernbus nach Catania. In der Mitte von Sizilien brennt dann die Sonne wieder auf, das Thermometer im Bus sagt 31°C.
In Catania steig ich am Busbahnhof aus, in der Hoffnung irgendeine Mietwagenbude zu finden. Allerdings macht planloses Rumgelatsche bei der Hitze mit Rucksack nicht so recht Spaß und so versuch ich in einem Internetcafé herauszubekommen, wohin ich am besten laufe. Alle Mietwagenstationen scheinen am Flughafen zu sein. Da ich gerade im Internet bin, buche ich kurzerhand einen Mietwagen auf einer deutschen Internetseite, wortwörtlich Last minute. Dann nehm ich den nächstbesten Bus zum Flughafen um das Auto aufzusammeln. Ich bekomme eine schicken, ziemlich neuen Fiat 500 mit dem ich mich dann gleich nach Zafferana Etnea aufmache. Das scheint mir ein guter Ausgangspunkt Richtung Ätna, also auch Richtung Küste zu sein und wird im Reiseführer ganz nett beschrieben. Nach knapp 50km komm ich dort an und frag in der Touristeninfo nach einem Zimmer. Ich lande in der Villa Rosa. Der Vermieter ist nicht da, nur seine über 80jährigen Eltern. Sie sprechen zwar nichts außer italienisch, wir verstehen uns aber trotzdem prächtig mit einem Mix aus Italienisch, Spanisch, Deutsch, Englisch, Händen und Füßen. :-)
Der Sohn Alberto spricht dagegen sehr gutes Englisch und gibt mir Tipps, wo es die beste Pizza Siciliana gibt, eine Art Calzone, die aber nicht gebacken, sondern fritiert wird. Und Zafferana ist wohl DER Ort, um sie zu essen. Klingt zwar etwas gewöhnungsbedürftig, ist aber recht lecker. Zum Abschluss des Tages gönne ich mir dann noch einen Cocktail, - Negroni, schließlich bin ich in Italien! (Ok, nicht ganz stilecht, ist eigentlich ein Aperitif. Mir egal)
Am Morgen regnet es in Strömen. Das wird wohl heute nix mit dem Ätna. Nach dem Frühstück geht es los, ich will einfach die Küste abfahren, das geht auch bei Regenschauern. Als ich in die Straße komme, wo ich gestern das Auto geparkt hab, guck ich aber ziemlich blöd aus der Wäsche. Da ist kein weißer Fiat! Das ist jetzt nicht wahr, oder?
Ich rufe Alberto von B&B an. Vielleicht ist hier ein Parkverbot, was ich nicht kapiert hab. Aber das ist nicht das Problem. Als ich telefoniere, fährt gerade ein Streifenwagen vorbei. Ich winke die Polizisten heran und obwohl sie kein Wort Englisch sprechen, verstehen sie, dass mir zu meinen Schlüssel das Auto drumrum fehlt. Also geht es im Polizeiauto erstmal auf die Wache. Der Kollege dort versteht wenigstens ein paar Englisch-Brocken. Ich sage ihm, was passiert ist, er tippt das was er versteht in den Google-Translator und ich lese auf der deutschen Seite mit, was da für ein Kauderwelsch rauskommt. Zum Glück kommt dann Alberto vorbei und kann übersetzen. Nach einer Stunde bin ich dann um ein A4 Blatt Polizeibericht in fünffacher Ausfertigung reicher. Da es immer mal wieder regnet, ist es jetzt nicht ganz so schlimm, in einer Polizeiwache rumzusitzen, obwohl ich mir durchaus reizvollere Beschäftigungen vorstellen könnte. Alberto bietet mir an, mich zum Flughafen zu fahren, um alles zu regeln und ein neues Auto zu holen. Das nehme ich natürlich sehr gerne an. Zum Glück habe ich die Zusatzversicherung gebucht, um die Selbstbeteiligung für solche Fälle herauszunehmen. (Jedenfalls bin ich der Meinung.)
Am Flughafen geht alles sehr unaufgeregt ab, ich geb meinen Diebstahlbericht ab und miete ein neues Auto an, diesmal einen Opel Adam. Mit ein paar Stunden Verzögerung nehm ich meinen ursprünglichen Plan wieder auf und fahre Richtung Norden. Jetzt ist wenigstens das Wetter auch wieder etwas besser. Es geht an der Küstenstraße entlang bis nach Taormina. Der Ort ist zwar touristisch nur einmal, aber ich sehe mir den Spaß trotzdem mal an. Malerische enge Gassen, und viele Touristen, die lieber niemand malen will. Ich lauf kreuz und quer durch die kleine Altstadt am Hang und leiste mir im Café Wunderbar einen sauteuren und zugleich schlechten Latte Macchiato und schau mir das Menschenkino an.
Dann fahr ich langsam wieder in Richtung Zafferana zurück. Alberto hat gestern schon gemeint, er treffe sich heute Abend mit ein paar Freunden auf eine Pizza und fragte, ob ich nicht mitkommen möchte. Klar doch! :-) Halb neun fahren wir in den Nachbarort, wo wir in eine kleine, aber gut gefüllte Kneipe gehen. Es sind nicht so viele Leute gekommen, wie geplant. Es ist nur eine Familie mit zwei Kindern da, vielleicht 5 und 12 Jahre. Dass es erst halb 11 was zu essen gibt, stört weder die Kids noch irgendjemand anders, normal in Italien. Es wird noch eine nette und recht interessante Unterhaltung bis nach Mitternacht über Sizilien, Europa und alles mögliche.
Heute sieht das Wetter schon besser aus. Nach dem Frühstück nehm ich den großen Vulkan in Angriff. Alberto hat mir eine Wanderrunde auf der Ostseite empfohlen. So fahr ich ein paar Kilometer nach Norden zum Rifugio Citelli. Von da suche ich zu Fuß den Anfang der Wanderrunde Serracozzo. Es geht über schwarzes Lavageröll und ich bereue es etwas, nur meine flachen Wanderschuhe dabei zu haben und nicht die Stiefel. Am Anfang lauf ich noch durch ein kleines Wäldchen, was sich angestrengt auf dem Lavaboden zu halten versucht. Dann wird die Vegetation immer spärlicher. Zum Schluss lauf ich nur noch in einer Mondlandschaft. Hier sind angenehm wenige Leute unterwegs, ich treffe nur ein deutsches Rentnerpärchen und ein isländisch-deutsches Pärchen. Letztere wollen noch etwas höher hinauflaufen und ich schließe mich einfach mal für ein paar Meter an. Allerdings kehr ich dann beizeiten wieder um, denn ich hab definitiv das falsche Schuhwerk und außerdem zieht es hier oben auch mit Jacke ordentlich. So mache ich die Serracozzo-Runde komplett und gönne mir dann im Rifugio einen Cappuccino. Hier sind auch mehr Leute und ich quatsche ne ganze Weile mit paar Holländern.
Es ist früh am Nachmittag und so beschließe ich, den Berg nochmal von einer anderen Seite anzugehen. Also auf nach Etna Sud. Am großen Parkplatz am Rifugio Sapienza stell ich das Auto ab und lauf wieder los. Es gib auch eine Kabinenseilbahn, aber wer braucht denn bitteschön sowas? ;-) Der Reiseführer ist der Meinung, nach zwei Stunden sollte man die Bergstation erreicht haben. Ich schau an der Bergstation nach ziemlich genau einer Stunde auf die Uhr. Nun wird der Weg einfacher, weil flacher und auf einer Schotterpiste anstatt über Skihänge aus lockerem Lavageröll. Hier bin ich dann zwischen den Flipflops-tragenden Seilbahnwanderern mit meinem Schuhwerk schon fast professionell ausgerüstet. Da bald die letzte Seilbahn in Richtung Tal fährt, wird es schlagartig leer auf dem Berg. Irgendwann kommt hinter mir ein großer Allradbus und hupt. Der Fahrer fragt, ob ich zur Seilbahn mitkommen will. Ich lehne dankend ab und der Besenwagen kehrt wieder um. Er kam wohl sogar nur wegen mir... :-) Irgendwann beschließe ich aber dann doch umzukehren. Der Weg ist zwar bestimmt noch ein ganze Weile begehbar, aber auf den Gipfel kommt man ohne Guide sowieso nicht und ein gutes Stündchen werd ich ja dann wohl auch noch in Richtung Tal brauchen. Nichtsdestotrotz genieße ich die Ruhe und die Menschenleere an einem Sonntagnachmittag hier oben. Der Blick ist sowieso fantastisch. Am Auto angekommen, hab ich das Rumgelatsche für heute dann auch langsam satt. Für die Statistik: 700 Höhenmeter auf der Serracozzo-Runde, hier auch nochmal gute 1000Hm und insgesamt eine Strecke von 17km gelaufen. Das klingt, als ob ich mir eine Pizza zum Abendessen verdient hab!
Auf dem Rückweg nach Zafferana gibt es nach den endlosen Serpentinen noch einen kleinen Abstecher nach Nicolosi. Zurück in meiner Unterkunft genehmige ich mir erstmal eine Dusche, denn ich bin komplett durchgeschwitzt und meine Beine sind schwarz vom Lavastaub.
Essen gibt es in einem recht schicken Restaurant an der Piazza, heute nochmal Pizza Siciliana!
Der Kurzurlaub neigt sich schon wieder dem Ende entgegen, heute reise ich schon wieder ab. Nach dem Auschecken in der Villa Rosa kauf ich noch ein paar Gläser sizilianischen Honig ein und etwas von dieser leckeren Pistaziencreme. Dann geht es in Richtung Küste nach Acrireale. Hier lauf ich noch eine Runde durch die Altstadt, trink noch einen Kaffee (bzw. Espresso) am Zeitungskiosk und mach mich dann langsam in Richtung Flughafen auf. Das Auto ist schnell abgegeben und ich hab reichlich Zeit den Flughafen zu erkunden. Aber lieber so, als auf den letzten Drücker... Auch beim Rückflug hab ich wieder die richtige Wahl des Sitzplatzes getroffen. Es gibt zum Abschied nochmal einen grandiosen Blick auf den Ätna. Heute kann man auch sehr schön die Rauchfahne sehen, die sich doch gut von den Wolken drumherum unterscheidet. Der Rückflug ist diesmal nicht direkt, sondern mit Umsteigen in Köln/Bonn. Ich nehm mit dem Vorfeldbus den falschen Ausgang und komme am Gepäckband und am Ausgang raus. So latsch ich erst quer durch den ganzen Flughafen um dann nochmal durch die Sicherheitskontrolle zu müssen. Das hätte ich auch einfacher haben können. Aber bei dem Lautsprechergemurmel im Bus und der nicht vorhandenen Beschilderung ist das leicht gesagt. Der Flug nach Tegel ist dann bis auf einen schönen Sonnenuntergang nicht weiter spektakulär. Abends kurz nach 10 bin ich dann wieder zu Hause.
Abgeschlossen ist die Reise diesmal noch nicht. Es sollte noch spannend werden, wie die Geschichte mit dem Mietwagen weitergeht. Alles dazu gibt es auf der Seite Resümee.