Tagebuch Indien (Eintrag 7 von 10)

Jaisalmer (The Golden City)

Sonnabend, 12.11.2011

Die Nacht im Bus ist ganz ok, aber so richtig in den Tiefschlaf komm ich nicht. Dafür bekomme ich einen schönen Sonnenaufgang in der kargen Landschaft mit. Als der Bus ankommt, bin ich dann endlich eingeschlafen. :-/ Wir werden schon im Bus vor dem Aussteigen mit Namen ausgerufen und sind etwas überrascht. Issack, der Couchsurfer, den wir angeschrieben haben, hat gleich jemanden mit dem Auto losgeschickt, um uns vom Bus aufzugabeln. Das klappt trotz der anderthalb Stunden Verspätung prima. Meine erste richtige Couchsurfing-Erfahrung ist dann eigentlich auch wieder keine komplett richtige. Issacks Familie gehört ein Hotel, in dem er einfach seine Couchsurfing-Gäste unterbringt. Auch gut. Wir quatschen eine ganze Weile mit Issack und gehen dann mit Idilko, einer ungarischen Couchsurferin, erstmal frühstücken. Sie ist schon seit 3 Monaten hier und kennt sich daher ganz gut aus.

Am Nachmittag kreuzen wir etwas durch die ziemlich beeindruckende Altstadt. Von Issack haben wir erfahren, dass die meisten Gebäude und Sandsteinfassaden erst in den letzten 40 Jahren sehr aufwendig saniert worden sind. Dann treffen wir uns mit René und seiner Freundin Nadja. Die sind von Mumbai aus in der anderen Richtung unterwegs. Die Welt ist halt ein Dorf. (Ok, ein bißchen Absprache war dabei). Nachdem wir ne ganze Weile Reiseneuigkeiten ausgetauscht haben, fahren die beiden zum Bahnhof und wir weiter zum Sunset-Point. Von hier macht die Goldene Stadt ihrem Namen alle Ehre. Auf indisches Essen hat Lisa gerade keinen Bock. Die Aussicht auf die beleuchtete Festung ist im Restaurant „Little Italy” allerdings um Etliches besser, als die Pizza und die Nudeln...

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Sonntag, 13.11.2011

Heute soll Jaisalmer nochmal richtig erkundet werden. So richtig aus dem Knick kommen wir aber auch nicht und so zieht sich das Frühstück entspannt hin. Wir wollen jetzt erstmal in das Fort und einen oder zwei der Tempel anschauen. Der Jain-Tempel ist wirklich sehr sehenswert. Danach ist es erstmal so warm, dass man nicht an dem schattigen Restaurant mit Blick über die Stadt und kühlem Saft vorbeikommt. Nach einigen weiteren Zickzacks durch die Gassen geht es zum Sagar Tank, einem See neben der Stadt, der früher die einzige Wasserversorgung war.

Das Essen im Rooftop Restaurant von unserem Hotel Haveli ist am Abend richtig gut, mit Ausblick auf die untergehende Sonne. Wir sitzen gerade beim Bierchen auf der Terrasse, als wir mitbekommen, dass Ildiko, Issack und ein paar der indischen Hotelangestellten unten Karten spielen. Da gesellen wir uns einfach dazu. Ildiko bringt den Indern gerade Swindli bei, die ungarische Variante von Schmu. Da die Inder fast alle kein Englisch sprechen, lernen wir die vier Kartenfarben auf Hindi. Das reicht, um den ganzen Abend einen Riesenspaß zu haben.

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Montag, 14.11.2011

Termine haben wir heute erst am Nachmittag und so geht es heut ruhig los. Nach dem Frühstück und nem Schwatz mit Issack im Dachrestaurant ziehen wir mal über die Basare und einige Souvenirläden. Gegen drei sind wir dann wieder am Hotel und räumen unsere Zimmer. Die nächste Nacht übernachten wir nämlich mit einer Kamelsafari in der Wüste. Die Tour, bei der wir dabei sind, besteht aus noch zwei ziemlich zugekifften Franzosen, sowie Fahrer und Guide. Nach einer guten Stunde Fahrt treffen wir auf unsere Safarigruppe. Die 5 Franzosen bzw. Kanadier machen eine 3-Tage-Tour und werden von drei Guides begleitet. Wir schließen uns nur heute Nacht an und leihen uns auch erstmal die Kamele für einen kurzen Ausritt aus. Auf dem Kamel („Mr. Rocket”) ist es nicht so schlimm und wankend wie erwartet, aber drei Tage will ich das auf keinen Fall! Zum Sonnenuntergang ist die Runde dann auch beendet. Die nicht allzu große Wüste ist in diesem Teil von Touristen regelrecht übersät. Eine halbe Stunde später sind dann aber alle verschwunden. Jetzt hauen auch unser Fahrer und unser Guide mit dem Jeep ab und wir bleiben etwas unvorbereitet mit den anderen in der Wüste zurück. Gut versorgt werden wir von den Kameltreibern aber trotzdem. Die Drei zaubern ruckzuck mit einem kleinen Lagerfeuer, zwei Töpfen und einer Pfanne ein absolut geniales Thali. Jetzt gesellt sich auch noch eine kleine Nomadengruppe zu uns, die vorher für die Sonnenuntergangstouren gesungen haben. Auch wir bekommen noch ein Ständchen. Anstatt von Trinkgeld wollen die vier aber nur was zu Essen von unseren Guides und schnorren unser letztes Bier. Mit der restlichen Gruppe haben wir etwas Pech, da mit den englisch-maulfaulen Franzosen und Frankokanadiern einfach kein Gespräch zustande kommt. Und Französisch ist bei uns null. Etwas schade!

So werden dann auch die Betten gebaut. Eine Kameldecke auf den Sand, ein Laken, noch eine Kameldecke drüber - fertig. Selbst mit dem dünnen Hüttenschlafsack ist es nicht zu kalt.

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Dienstag, 15.11.2011

Die Nacht unter den Sternen ist recht angenehm. Früh halb sieben ist schon wieder jede Menge los. Die Kamel-Leute sind schon am Feuer machen und natürlich wie alle Inder pausenlos am Telefonieren. Rundherum sind in dieser offensichtlich sehr kleinen Wüste schon wieder einige andere Touren unterwegs. Es gibt noch eine kurze Runde auf dem Kamel und danach Frühstück. Gegen neun sitzen wir auch schon wieder im Jeep zurück nach Jaisalmer.

Issack organisiert uns noch unsere Weiterfahrt und hat auch noch ein Zimmer mit einer notwendigen Dusche. Wir gammeln noch etwas bei Issack rum und machen uns dann langsam auf den Weg. Die Fahrt im Sleeper-Bus ist recht entspannt und die meiste Zeit penn ich eigentlich. Wir kommen sogar pünktlich in Jodhpur an. Mit einer Autoriksha geht es weiter ins Stadtzentrum. Nach dem überschaubaren Jaipur ist Jodhpur schon wieder eine andere Nummer, laut, hektisch, schmutzig und eigentlich gerade nervig. Wir kommen in einem kleinen Guesthouse unter. Das Zimmer ist riesig und auch wieder günstig. Das Rooftop-Restaurant hat auch wieder leckeres Essen. Die Küche wird übrigens von zwei Zwölfjährigen geschmissen.

Tagebuch Indien (Eintrag 7 von 10)