Tagebuch La Palma

Sonntag 13.04.2008

Nach dem Kneipenabend gestern stehen wir etwas zerknittert aber trotzdem zeitig auf und packen. S-Bahn zum Flughafen, gute zwei Stunden Zeit bis zum Abflug, alles cool. Allerdings stellt sich die Menschenschlange, die von Mitte Halle B bis zum Ende der Halle C inklusive mehrerer S-Kurven geht, als Condor-Abflugwarteschlange heraus. Jawoll, das ist Pauschaltourismus. Mentales Training, wir bleiben entspannt, wir haben Urlaub! Geht auch schneller als gedacht. Nach uns ist fast keiner mehr - klar, alle sind zwei Stunden vorher da...

Der Vogel startet dann auch an einem ganz anderen Gate als angekündigt. Ha, wir finden ihn trotzdem! Durch einen Wolkenbruch geht es ziemlich holprig los, dann wird es aber bald besser. Die 4½ Stunden vergehen recht schnell, das Essen ist auch ok, alles gut. La Palma kommt in Sicht, wir landen und wie schon fast befürchtet, die Leute klatschen bei der Landung. Das volle Charterflug-Klischee ;-)

Der Flughafen auf La Palma ist recht klein und der Mietwagenschalter schnell ausgemacht. Unser reservierter Clio mausert sich zu einem 2007er Astra Diesel. Die Dame von Neckermann ahnt wahrscheinlich schon, dass sie mit uns die nächste Woche nicht viel zu tun haben wird. :-) Wir fahren zum La Caleta Appartment Hotel nach Los Cancajos, nur wenige Minuten vom Flughafen. Der Ort macht einen recht entspannten und übersichtlichen Eindruck, obwohl er einer der beiden Haupturlaubsorte auf der Insel ist. Das Hotel übertrifft sogar noch etwas die Erwartungen. Richtig nett hier... Um die Ecke kehren wir in ein Restaurant ein und gönnen uns was zu futtern und ein, zwei Bier. Urlaub!

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Montag 14.04.2008

Da wir Appartment ohne Verpflegung haben, gehen wir am Morgen erstmal alles für ein ordentliches Frühstück im kleinen Supermarkt um die Ecke einkaufen. Käse, Oliven, Serranoschinken, Marmelade, Eier, frische Baguettes... Nachdem wir gestärkt sind, geht es los. Wir fahren durch Santa Cruz de la Palma, heben uns die Stadt aber für später auf.

Von Meereshöhe mit 20°C geht es auf 1880m auf einen Parkplatz. Hier sind nur noch um die 14°C, aber die Sonne heizt trotzdem kräftig.

Wir machen eine kleine 4-stündige „Einstiegswanderung” hinauf zum Pico de la Nieve am Rand der Caldera. Hier laufen wir noch etwas weiter zum Pico de Piedrallana (2321m) mit schönem Blick in den Kessel sowie auf der anderen Seite auf das Meer. Nachdem wir wieder am Auto sind, fahren wir weiter vorbei an den riesigen Teleskopen eines Observatoriums zu La Palmas höchstem Punkt, dem Roque de los Muchachos mit 2426m.

Anschließend rollen wir die unendlichen Serpentinen auf der Nordwestseite der Insel wieder hinunter. Die Vegetation ändert sich mit fast jedem Höhenmeter. Von karger Buschlandschaft, durch Pinienwälder, geht es hinunter in die Subtropen. Wir fahren über die Nordroute zurück Richtung Santa Cruz. Abendessen gibt es in einem sehr netten kleinen Restaurant. Gebackener Ziegenkäse, Muscheln mit Knoblauch, Thunfisch, es lässt sich aushalten hier. Der erste Eindruck, den wir von dieser Insel haben, ist rundum positiv.

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Dienstag 15.04.2008

Früh geht es von Los Cancajos auf der gleichen Route wie gestern in den Nordwesten nach Las Tricias. Von hier starten wir von knapp 800m in Richtung Lomada Grande. Die Wanderung ist als „weitgehend unschwierig” beschrieben. Das passt auch, zumindest am Anfang. Es geht fast nur bergab durch eine ständig wechselnde Landschaft, erst das Dorf Las Tricias, dann viele Gärten, vorbei an riesigen Drachenbaumhainen, über Wiesen. Schließlich erreichen wir die Steilküste.

Hier beginnt der Abstieg zum „Puerto” von Las Tricias, dem ehemaligen Fischerhafen. Neben ein paar ein den Fels eingelassen Fischerhütten gibt es hier noch einen schönen Naturpool. Das Meer spült bei Flut Frischwasser in zwei Steinbecken. Obwohl draußen ganz ordentlich Wellengang ist, können wir uns ganz entspannt eine Erfrischung gönnen. Das Wasser hat schätzungsweise 18°C und ist wirklich sehr erfrischend. Ohne das und unsere Proviantration wären wir wohl auch kaum zu motivieren gewesen, jetzt die ganze Strecke wieder zurück und vor allem hochzulaufen.

Der Aufstieg ist sehr mühsam und zäh, auch wenn die Landschaft wirklich schick ist. Nach insgesamt 6½ Stunden haben wir es dann endlich geschafft. Es war recht anstrengend, aber hat sich wirklich gelohnt. Wir waren heute mit Hut und mehr Wasser auch etwas besser vorbereitet als gestern. Die Sonne ist echt der Hammer.

Wir fahren von Las Tricias die Westküste hinunter in Richtung Los Llanos. Hier kehren wir in das La Luna ein, ein urgemütliches kleines Restaurant mitten in der Stadt. Hier verhaften wir eine riesige Tapas-Platte für zwei Personen. Am späten Abend fahren wir dann zurück nach Los Cancajos. Durch den Tunnel hier ist man bedeutend schneller von einer Seite der Insel auf die andere als über die Berge.

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Mittwoch, 16.04.2008

Zur Abwechslung haben wir heute keine Höhenmeter auf dem Plan, sondern Tiefenmeter. Halb 10 ist Treff an der Tauchbasis. Ich füll den Papierkram aus und bekomme das Leihgerödel. Dann fahren wir nach Puerto Naos. Viel ist im Moment nicht los und so verteilen sich 3 Tauchgäste auf 2 Guides. Neben mir kommen noch ein Deutscher und ein Holländer mit. Die beiden Tauchgänge sind ganz ok, aber nicht ganz so toll wie erwartet.

Zum einen ist die Sicht hier heute nicht viel wert und zum anderen versteckt sich auch noch das Viehzeug. Außer ein paar Gespensterkrabben und Seeigeln ist nichts Aufregendes zu sehen. Vielleicht ist auch die mangelnde Erfahrung von Guide Anna etwas hinderlich. Sie ist erst eine Woche auf der Basis und hat wohl auch noch nicht so die Routine. Nichtsdestotrotz laufen die Tauchgänge ganz gut und problemlos ab. Kathleen und die Freundin des Holländers machen es sich derweil am Strand gemütlich.

Wir essen zusammen mit den Leuten von der Tauchbasis als Mittagsimbiss noch ein Sandwich auf der Promenade und quatschen noch etwas. Von den Holländern bekommen wir noch einen Tipp. Etwas südlich befindet sich ein sehr schönes kleines Strandrestaurant. Das testen wir natürlich gleich mal aus. Es lässt sich wirklich aushalten hier und so sitzen wir bei leckeren Tapas eine ganze Weile gemütlich rum. Gegen Abend fahren wir dann wieder nach Los Cancajos zurück. Diesmal nehmen wir die Straße im Süden über Los Canarios (Fuencaliente). Im Hotel haben wir nicht mehr viel Hunger, aber zur Flasche Rotwein muss doch die eine oder andere Olive mit Käse dran glauben... :-)

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Donnerstag, 17.04.2008

Nach dem wieder recht ausgiebigen Frühstück fahren wir nach Los Canarios. Wir laufen zum Volcán San Antonio. Von hier oben hat man einen schönen Blick auf die heute geplante Wandertour zum Volcán Teneguía und auf Faro, die Südspitze mit dem Leuchtturm. Wir steigen ein Stück hinab und kommen vorbei am Roque Teneguía vorbei. Der Weg steigt wieder an, hinauf zum Volcán Teneguía. Neben etlichen kleinen Echsen sind hier auch noch unzählige deutsche Rentner unterwegs. :-)

Irgendwie zieht es uns immer wieder zu Vulkanen und Mondlandschaften. Die Vegetation ist karg, aber alles leuchtet wieder in vielen bunten Farben. Wir laufen den Wanderpfad hinunter Richtung Meer nach Faro. Am Morgen war bei bedecktem Himmel das Wandern angenehm. Jetzt prasselt die Sonne schon wieder mörderisch. Aus diesem Grund gibt es in Faro auch erstmal ein schönes kühles Bad im Meer. Nachdem wir unseren Proviant verputzt haben, geht es weiter. Die Wanderung hat wieder so ein nerviges Höhenprofil, wo wir erst runter und dann den ganzen Berg wieder hoch müssen. Wenigstens ist der Rückweg nicht derselbe. In einem Bogen stapfen wir bei sengender Sonne im losen schwarzen Lavasand steil bergauf. Als der Sand dann in Geröll übergeht, wird es wenigsten etwas angenehmer. Ins Schwitzen kommen wir trotzdem ordentlich.

Dann geht es durch teilweise verlassene Weinberge immer höher nach insgesamt etwas über 6½ Stunden sind wir wieder am Parkplatz angekommen.

Wir entschließen uns vor dem Abendessen doch erst nochmal im Hotel auf eine Dusche vorbeizuschauen. Danach machen wir uns auf den Weg nach Puerto de Tazacorte im Westen der Insel. Hier kehren wir in ein Fischrestaurant ein und verspachteln zu zweit eine riesige Fischplatte.

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Freitag, 18.04.2008

Nachdem wir auf La Palma jetzt Gipfel, Vulkanlandschaft, Steilküsten und das Meer erkundet haben, wollen wir heute in die Lorbeerurwäder im Norden. Die erste kleine Wanderung beginnt in La Zarza. Wir laufen durch ein Tal mit ursprünglichem Lorbeerwald. Was wir hier sehen, ist ganz anders als die Landschaften der letzten Tage. Wir entscheiden uns nicht die ganze ausgeschriebene Tour nach Don Pedro zu machen und kürzen etwas ab. Wir wollen noch in eine andere Schlucht mit Lorbeerwald nach Los Tilos. Auf dem Weg dahin kommen wir erstmal in eine Baustelle mit Straßensperrung. Über eine Stunde bewegt sich erstmal gar nichts. Da es jetzt anfängt etwas zu regnen, stört uns das überhaupt nicht. Andere (mit Sicherheit deutsche) Touries lassen sich da schon eher aus der Ruhe bringen. Man kann hier wieder Studien betreiben. :-)

Der Regen hört auf und es geht irgendwann auch wieder weiter. Es ist mittlerweile schon fast Abend, bevor wir zur knapp zweistündigen Tour Monte El Canal y Los Tilos aufbrechen. Der UNESCO-geschütze Lorbeerwald ist hier noch um einiges höher und beeindruckender als in La Zarza. Die zweite Wanderung hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Am Abend fahren wir dann wieder in unsere Lieblingskneipe „La Placeta” nach Santa Cruz, wo es wieder leckere Sachen wie Kaninchen in Mandelsauce gibt.

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Sonnabend, 19.04.2008

Für heute haben wir uns den Pico Bejenado vorgenommen, den einzig „richtigen” Gipfel mit angeblich tollem Rundumblick in die Caldera sowie auf die Westküste. Früh sind zwar schon wieder viele Wolken im Anmarsch, aber wir lassen uns davon nicht abhalten.

Von El Barrial starten wir zum Aufstieg. Erst geht es gemütlich durch Pinienwald. Dann wird der Weg schmaler und die kleinen Serpentinen häufiger. Wir machen einen kleinen Abstecher zu den Petroglyphen von Tamarahoya (in den Fels geritzte Symbole der Ureinwohner La Palmas). Ab hier geht es deutlich steiler bergauf. Wir laufen den Kammweg hinauf zum Gipfel. Die Wolken hängen in der Caldera und erlauben nur ab und zu einen Blick auf den gesamten Talkessel.

Oben auf 1854m angekommen, machen wir erstmal eine ordentlich Pause mit Stärkung. Wolken und freier Blick wechseln sich minutenweise ab.

Der Rückweg verläuft etwas länger auf dem Kamm, vorbei am Roque de los Cuervos. Der Pfad windet sich in unzähligen Serpentinen nach unten. Auch wenn wir nicht den berühmten Blick vom Gipfel hatten, war die Wanderung trotzdem ganz nett.

Mit dem Auto fahren wir danach nochmal nach Puerto Naos, da wir noch etwas am Strand liegen und natürlich auch nochmal ins Wasser wollen.

Abends fahren wir die Westküste hoch um nach Tijarafe in ein im Reiseführer ziemlich gelobtes Restaurant zu kommen. Das ganze ist ein Glasbau am Hang mit Blick über das Meer. Leider bekommen wir heute wieder keinen Sonnenuntergang zu sehen. Die Sonne verschwindet vorher ganz unspektakulär hinter dicken Wolken. Dafür lohnt sich der Weg aber trotzdem wegen des leckeren Essens. Es gibt ziemlich ausgefallene Kreationen und sehr schick angerichtet, jedoch vergleichsweise preiswert. Wir lassen es uns an unserem letzten Abend nochmal richtig gut gehen. :-)

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Sonntag, 20.04.2008

Heute ist leider schon wieder Abreisetag. Wir haben zwar die Zeit hier gut genutzt und jede Menge von der Insel gesehen, aber wir hätten es bestimmt auch noch eine Weile hier ausgehalten. Wir haben uns für unseren letzten Tag nicht viel vorgenommen. Da wir bis 10 Uhr auschecken, wollen wir uns in Santa Cruz etwas zum Frühstück suchen. Wir landen in einem kleinen Straßencafé, wo es belegte Brötchen gibt. Wir schlendern noch etwas durch die Innenstadt und machen einen auf ruhig.

Auf der Suche nach einem nahegelegenen Strand landen wir doch wieder in Los Cancajos. So richtiges Badewetter ist nicht, es ist windig und kühl. So setzen wir uns einfach in den warmen, schwarzen Sand, der sich doch ganz gut durch die Sonne aufgeheizt hat.

Irgendwann ist es aber doch Zeit in Richtung Flughafen aufzubrechen. Es gibt dort ganz in der Nähe ein nettes kleines Restaurant. Da heut Sonntag ist, sind dort auch ziemlich viele Palmeros unterwegs. Wir gönnen uns noch eine Paella und ein Bierchen.

Die Autorückgabe geht ruckzuck und wir reihen uns wieder in die Schlange der teilweise noch recht immer gereizten Pauschaltouries ein. :-) Der Flieger startet um acht durch und landet irgendwann gegen halb eins wieder in Frankfurt. Mit dem Taxi fahren wir dann die letzten Kilometer. Zum Glück haben wir beide morgen noch einen Tag frei, so können wir in Ruhe ausschlafen, den Urlaub noch etwas ausklingen lassen (und Wäsche waschen).