Tagebuch Madeira / Portugal (Eintrag 1 von 3)

Allein auf Madeira: Tauchen

Dienstag, 28.06.2016

Geistige Notiz: An einem Dienstag früh um sechs ab Schönefeld loszufliegen, ist eine ziemlich bescheidene Idee. Da die U-Bahn noch schläft, muss ich 3:15 Uhr aus dem Haus. DREI UHR FÜNFZEHN! Hallo? Urlaub??

Mit dem Nachtbus N7 und dem dann mittlerweile regulären 171 komm ich Ewigkeiten später in SXF an. Hier ist zum Glück noch nichts los und alles klappt reibungslos. Der TAP-Flieger nach Lissabon startet mit 45 Minuten Verspätung - Streik der Lotsen in Frankreich. Da war doch schon mal was mit Streik...

Es funktioniert aber schließlich alles und kurz vor halb neun lande ich in Lissabon. Der Anschluss nach Funchal geht erst am späten Nachmittag und so hab ich Zeit für eine Erkundungstour in Portugals Hauptstadt. Mit der Metro fahr ich in Richtung Innenstadt, wo ich einfach der Nase lang loslaufe. Nach einer guten Tour zu Fuß vorbei an einigen sehenswerten Ecken und nach leckerem Tosta und Kaffee wird es Zeit wieder zum Flughafen zu steuern.

Die Maschine nach Funchal ist voll und die Sitze sind saueng. Der Landeanflug auf die Insel soll wegen der böigen Seitenwinde zu den schwierigsten der Welt gehören. Die Show fällt aber recht lahm aus, da hatte ich schon schlimmere Landungen.

Nachdem ich meinen Rucksack vom Gepäckband gegabelt hab, fahr ich mit dem Bus in die Innenstadt. Da ich nicht so recht weiß, welche Haltestelle ich nehmen muss, verpass ich natürlich die beste und muss eine Ecke zurück laufen. Das Hotel São Paulo e Alegria macht einen gemütlichen Eindruck.

In einer kleinen Taverne in der Fußgängerzone gibt es lecker Fisch vom Grill, Wein und Kaffee. (Vegetarier im Urlaubsmodus. ;-)

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Mittwoch, 29.06.2016

Die ersten drei Tage bin ich allein unterwegs, erst am Freitag kommt die Verstärkung. So kann ich nun tauchen gehen. Die Basis ist die alte, die ich schon mal anvisiert hatte. Das Pestana Carlton 5*-Hotel ist ein Viertelstunde zu Fuß entfernt. Das Hotel findet man leicht, bei der Tauchbasis wird das schon schwieriger. Mit dem Lift geht es nach unten, dann quer durch den Poolbereich, nochmal mit einem Fahrstuhl nach unten und dann ist am nächsten Pool der Madeira Divepoint. Die Basis wird von zwei Deutschen geleitet und macht auf Anhieb einen sympathischen Eindruck. Nach dem Papierkram und dem Einkleiden geht es um 11 auf das Boot. Mein Buddy Karsten kommt übrigens aus Hartenstein. Wir fahren nach Garajau, wo bereits eines der definitiven Taucher-Highlights wartet und das wortwörtlich. Hier wohnt ein imposanter Zackenbarsch, der eigentlich wohl mal ein Hund werden wollte. Sieht er Taucher, kommt er angeschwommen und lässt sich ausgiebig kraulen. Ansonsten kann ich bei dem Tauchgang die Sichtungen eines Stachelrochens, von Röhrenaalen, weiteren Zackenbarschen in der Ferne und etlichen kleinen Fischen verbuchen.

Nach der Oberflächenpause geht es am Nachmittag ans Hausriff. Auch das ist ein Bilderbuch-Tauchgang mit Skorpionsfischen, Gespensterkrabben, Seepferdchen, einem stattlichen Gabeldorsch und, und, und...

Auf dem Rückweg zum Hotel mach ich einen Abstecher zur Burganlage etwas oberhalb des Hotels. Im Café gibt es Bica (Espresso) und einen leckeren Brownie.

Am Abend drehe ich eine Runde durch die Innenstadt von Funchal. Nach einem riesigen Bolo do Caco, dem typischen madeirisches Knoblauchbrot, brauch ich heute nichts mehr zu essen. Mit dem ganzen Stickstoff im Blut schlaf ich wie ein Stein.

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Donnerstag, 30.06.2016

Zweiter Tauchtag. Nach dem Frühstück im São Paulo lauf ich zur Tauchbasis, von der es mit dem Boot zu einem Tauchplatz namens Club Naval geht, etwas westlich von Funchal gelegen. Heute bin ich der einzige Gast von unserer Basis und so bekomme ich einen Buddy aus dem Nachbarhotel, Andy aus Schottland. Es geht runter auf moderate 22m, wo es gefühlt in jeder Felsspalte eine riesige Muräne zu sehen gibt. Dann entdeckt unser Guide Paulo einen prächtigen Schmetterlingsrochen im Sand. Dem ist unser Treiben aber nach ein paar Minuten zu bunt und er verschwindet mit ein paar wenigen eleganten Flossenbewegungen im endlosen Blau.

Zur Oberflächenpause gönne ich mir Menschenkino: TUI-Reisende in 5*-Beton. So richtig werde ich es nie verstehen, warum man hier an einem schnöden, gechlorten Pool rumliegt, wenn 30m entfernt der ganze Atlantik wartet. Aber jeder nach seiner Façon...

Aus Mangel an Tauchern geht es mit der halben Basis-Crew am Nachmittag wieder ans Hausriff. Auch diesmal wird es ein sehr entspannter Tauchgang. Auf maximal 12m Tiefe verabschieden wir uns erst nach 65 Minuten vom Seepferdchen und dem neugierigen Oktopus, denn irgendwann wird es dann doch frisch.

Nach einer Siesta im Hotel gibt es Espada (schwarzer Degenfisch) vom Grill, Spezialität auf Madeira. Das Taucher-Dilemma mit dem Fisch-essen kann ich mir so zurecht legen, dass ich diesen Kollegen tauchend sowieso nicht zu sehen bekomme, da er normalerweise bis in 1000m Tiefe lebt. Zugegeben eine schwaches Argument, aber es ist allerdings auch verdammt lecker...

An einem kleinen Platz gibt es im Public Screening noch das Fußball-EM-Spiel Portugal-Polen zu sehen. Beim 1:0 für die Portugiesen läuten die Kirchenglocken.

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Freitag, 01.07.2016

Es sind heute ein paar mehr Leute auf der Basis, was aber auch heißt, alle wollen nach Garajau. Ich hab nichts gegen einen zweiten Besuch beim freundlichen Zackenbarsch. Diesmal machen wir an einer anderen Mooring fest. Nach dem Abtauchen gibt es zuerst einen schönen Stachelrochen im Sand zu erahnen, denn bis auf die zwei Atemlöcher und vage Konturen hat sich der Kollege völlig unsichtbar gemacht. Dann dauert es nicht lang, bis der Zackenbarsch vorbeikommt. Auch diesmal scheint es ihn nicht zu stören, dass er von einer Heerschar Tauchern ganz schön traktiert wird. Die anderen sind bald knapp mit der Luft, aber mein Buddy Sandra und ich haben noch genügend in der Flasche, sodass wir mit Guide Paulo noch eine Runde drehen. Hierbei entdecken wir einen Rochen und ein paar Trompetenfische.

Der zweite Tauchgang des Tages geht wieder ans Hausriff. Diesmal kommen wie gestern 3 Leute von der Basis-Crew mit. Wie schon erwartet, wird es ein relaxter aber nicht langweiliger Tauchgang.

Leider verpasse ich den Bootstauchgang zur Bowbelle, einem Sandbagger. Da in der Gegend unter der Woche Sand gebaggert wird, ist die Sicht nur samstags soweit ok, dass es sich richtig lohnt. Aber heute ist der letzte Tauchtag für mich.

Am Nachmittag kommen dann die ersten Unplanmäßigkeiten. Der Flieger, mit dem meine Freundin kommt, hat Verspätung, der Anschluss klappt nicht und der nächste Flug von Lissabon nach Funchal ist auch ewig hinterher. So ist Ankunft nicht gegen acht, sondern erst mitten in der Nacht halb vier.

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