Madeira zu zweit: Wandern und Inselerkundung
Nach der leicht verspäteten Ankunft schlafen wir erstmal aus und lassen den Tag ganz langsam angehen. Gegen Mittag kümmern wir uns um ein Frühstück und drehen dann eine gemeinsame Runde durch die Stadt. An der Teleférico, der Seilbahn, lösen wir ein Ticket und fahren hoch zum Botanischen Garten. Hier laufen wir eine kleine Runde und schauen uns die Korbschlittenfahrer an. Auf die Schlittenfahrt verzichten wir dann aber doch. Nach einem Kaffee geht es wieder hinunter zur Talstation und weiter zum Abendessen. Am Abend schauen wir uns dann auf dem kleinen Platz am Largo da República noch das EM-Spiel Deutschland : Italien an. Im Vergleich zum Portugal-Spiel ist hier heute nichts los. ;-)
Insel erkunden! Nach dem Frühstück im Hotel geht es mit dem Bus in Richtung Flughafen. Hier nimmt uns ein Shuttlebus der Mietwagenfirma mit und wenig später sitzen wir in einem Nissan Micra. Die Kiste mit dem Nähmaschinenmotor zieht keine Butter vom Brot und so geht es die vielen Berge hier wohl eher gemächlich hoch.
Wir fahren zuerst nach Santo do Serra. Das Wetter hier auf einigen Höhenmetern lädt allerdings nicht gerade ein: Wolken und Regen. So drehen wir nur eine Runde über den Wochenmarkt und ziehen dann wieder in tiefer gelegene Gefilde. Wir stoppen kurz in Machico mit dem einzigen, nennenswerten Sandstrand der Insel. Dann fahren wir weiter nach Caniçal. Hier machen wir eine kurze aber sehr schöne Wandertour zum östlichsten zu Fuß erreichbaren Punkt Madeiras: Ponta de São Lourenço.
Zurück in Funchal gehen wir abends in ein kleines Lokal mit Freisitz im Garten. Allerdings ist das Essen diesmal nicht der Rede wert.
Anschließend schauen wir uns das EM-Spiel Frankreich gegen Island an.
Am Morgen geht es wieder hinauf nach Santo do Serra, denn hier gibt es eine der wenigen Levada-Rundtouren, die im Wanderführer ausgeschrieben sind. Die Wolken hängen allerdings wieder sehr tief und die Sicht ist Null mit Nieselregen. Da sich die Lust in Grenzen hält, suchen wir schnell nach einer Alternative und entscheiden uns für die Wanderung zur Boca do Risco mit Levada, Steilküste, ein paar Höhenmetern, jedoch so tief gelegen, dass wir nicht in den Wolken unterwegs sind. Die Herausforderung ist den Startpunkt an einer Bar zu finden. Eine Bar finden wir. Nach einem kleinen Snack in der selbigem und ein paar Wegfindungsproblemen sind wir dann auch an der richtigen Levada. Der Weg macht Spaß und ist recht abwechslungsreich. Es gibt einige beeindruckende Passagen an der Steilwand der Nordostküste. Wir steigen hinab nach Porto da Cruz. Hier kehren wir auf ein Käffchen ein und nehmen dann ein Taxi zurück nach Machico. Da der Taxifahrer offenbar weiß wo die meisten Wanderer starten, bringt er uns zur Bar do Risco. Das ist aber nicht unsere Bar! Wir sind am Morgen einige Kilometer länger unterwegs gewesen und haben nun auch noch eine Stunde Marsch vor uns.
Zurück in Funchal komme ich wieder nicht am leckeren Degenfisch vorbei. Dann fallen wir doch recht knülle ins Bett. Die runde hat auf jeden Fall gereicht heute!
Auch heute sind wieder viele Wolken in den Bergen, sodass wir gleich eine tiefer gelegene Tour anpeilen. Wir entscheiden uns fü die Levadawanderung von Ponta do Sol nach Ribeira Brava: 16km mit 400Hm Auf- und am Ende Abstieg.
Wir starten um elf in Ponta do Sol und kämpfen uns einen endlosen, steilen Berg nach oben. Nach kurzer Rast in einer Bar suchen wir dann den Einstieg zu Levada Nova. Obwohl man meinen möchte, bei einer Wanderung an einem künstlichen Wassergraben sollte nun partout nichts schiefgehen, schaffen wir es irgendwie, die falsche Richtung einzuschlagen. So laufen wir in das falsche Tal. Als wir nach 3km auf einen Tunnel stoßen, der da laut Karte gar nichts zu suchen hat, merken wir, dass was nicht stimmt. Umkehren ist doof und so nehmen wir die etwas tiefer gelegene Levada Moinho zurück in den Ort. Hier ist es Zeit für eine Mittagspause. Um eine Bar mit Essensangebot zu finden, steigen wir im Ort gute 100 Höhenmeter wieder hinab. Frisch gestärkt packt uns der Ehrgeiz und wir nehmen nochmal Anlauf zur Levada Nova. Der Weg an dem Kanal entlang ist wirklich einfach zu laufen und wir kommen gut voran.
In Ribeiro da Tabua suchen wir das Café. Irgendwie stellen wir uns aber heute wohl auch an. Den Hinweg machen wir ungewollt kompliziert, nur um auf dem Weg zurück zur Levada jede Menge Schilder und Pfeile zum Café zu entdecken.
Nach einer weiteren Stunde an der Levada Nova endet diese abrupt und wir machen den ziemlich steilen Abstieg durch den Ort Apresentação über Treppen und Serpentinen hinunter nach Ribeira Brava.
Hier angekommen, kehren wir zum Abendessen ein und nehmen anschließend ein Taxi durch die Tunnelstraße zurück nach Ponta do Sol.
Durch unsere kleine Extratour haben wir statt 16 nun 24,5km hinter uns, was mit den 600 Höhenmetern auf jeden Fall reicht!
Heute checken wir im São Paulo in Funchal aus und machen uns auf den Weg in den äußersten Nordwesten der Insel nach Porto Moniz. Mit dem Tunnel von Ribeiro Brava nach Sáo Vincente geht das recht entspannt. Nach einem kurzen Stopp in Porto Moniz suchen wir unsere anvisierte Unterkunft Casa do Riberinho an der Straße nach Santa Maria Madalena. Die kleine Pension ist wirklich schick, allerdings erwischen wir ein ziemlich dunkles und kellerartiges Zimmer. Aber für zwei Nächte muss das gehen.
Am Nachmittag ziehen wir los zu einer kleinen Wanderung in einem uralten Lorbeerhain in Fanal. Hier oben ist es schon wieder deutlich kühler. Durch den Passatnebel ergibt es mit den Lorbeerbäumen und den üppigen Farnwiesen eine mystische Kulisse. Auch hier bekommen wir die Beschreibung im Wanderführer wieder nicht so recht mit der realen Landschaft übereinander, sodass wir nur eine kleine Runde durch den Nebel drehen.
Mit dem Auto wollen wir den Südwesten erkunden. An einem kleinen Strand in Calheta geht es erstmal in den Atlantik, bevor wir dann in das kleine Örtchen Prazeres fahren. Der Reiseführer empfiehlt hier ein kleines madeirisches Restaurant namens Rurais, was wir gleich austesten. Das Essen ist lecker und für die Unterhaltung ist auch gesorgt: EM-Spiel Portugal gegen Wales. Lustigerweise ist auch ein Waliser anwesend, wodurch es das ein oder andere neckische Wortduell zwischen ihm und den Kellnern gibt.
Im Dunkeln fahren wir die paar Kilometer bis zum Casa do Riberinho. Die Hortensien am Straßenrand funktionieren besser als jeder Leitpfosten.
Nach Kaffee und Omelett-Brötchen machen wir uns an die nächste Levadawanderung: Ribeira da Janela. Der Weg ist sehr einfach zu laufen. Mittlerweile können wir zugeben, dass es an diesen Wasserkanälen dann doch recht langweilig ist. Allerdings gilt das nur für das Laufen, der Ausblick macht das wieder wett. Die eigentliche Tour führt knapp 6km zu einem Wasserhaus. Man kann aber noch ewig weit weiterlaufen und so nehmen wir etliche Tunnel bis wir zu einem etwa 2km langen Tunnelabschnitt kommen. Obwohl ich anfangs einfach nur mal reinschauen will, laufen wir gute 2/3 der Strecke hinein. Dann kommt das Wasser aber von allen Seiten und wir sind klitschnass. Da wir sowieso alles wieder zurück müssen, kehren wir gleich um.
Vor dem Tunnel trocknen wir uns erstmal in der Sonne. Dann geht es die Strecke zurück und insgesamt kommen wir auf gute 16km Weg.
Nach einer Dusche in unserer Unterkunft suchen wir uns am Abend ein Restaurant in Porto Moniz. Der Fischeintopf ist riesig und lecker. Wir sind offenbar die einzigen Gäste, die das Frankreich-Deutschland-Spiel interessiert und so wird zur Freude der Kellner dann für uns der Fernseher angemacht. Dass Deutschland nun verliert ist nicht so schlimm, dann können wir im Endspiel wenigstens voll und ganz auf portugiesischer Seite sein. ;-)
Nach dem Auschecken gibt es in Porto Moniz Frühstück. Wir klappern die Nordküste ab und halten alle paar Kilometer an, wenn es was zu sehen gibt: Janela, São Vincente und schließlich über eine unsägliche Schlaglochpiste mit uralten Tunneln in Boaventura, wo unsere nächste, recht gediegene Unterkunft ist, das Solar de Boaventura.
Am Nachmittag geht es weiter über Schlaglöcher und endlose Serpentinen nach Ribeiro Frio, wo man an den Balcões einen beeindruckenden Blick in einen großen Talkessel zwischen den beiden höchsten Bergen der Insel hat.
Auf dem Rückweg wollen wir nach Santana, einem Ort im Nordosten, der in jedem Reiseführer steht. Neben den ganz witzigen kleinen strohgedeckten Hütten gibt Santana aber nicht so viel her, wie erwartet.
Kurz vor Boaventura halten wir in Arco de São Jorge und essen in einem schönen Restaurant mit Balkon und Blick auf die Steilküste.
Zum Geburtstag gibt es heute wieder mal besondere Action. Ich habe eine Canyoning-Tour geschenkt bekommen. So geht es ziemlich zeitig am Morgen nach Funchal, wo wir von einem Kleinbus eingesammelt werden. Etwas oberhalb von Funchal ist der erste Halt an einer kleinen Bar zum Kaffee auftanken. Danach geht es zu einer Holzhütte im Wald. Hier werden wir mit mehreren Lagen Neopren, Helm, Klettergurt und wassertauglichen Stiefeln ausgerüstet. Aber anstatt zu einer Schlucht, fahren wir dann zunächst mit dem Bus weiter den Berg hoch bis wir wirklich fast ganz oben sind. Wo auch immer hier Wasser sein soll... Zum eigentlichen Canyon müssen wir auch erstmal eine ganze Ecke zu Fuß marschieren. Das ist wenig spaßig in der Sonne in Neoprenjacke und Hose. Am Bach angekommen, leg ich mich erstmal ins Wasser. Dann kann es losgehen.
Der erste Wasserfall ist ca. 9m hoch und dient dazu jedem erstmal die Grundlagen beizubringen. Danach geht es gleich mit 15m weiter. Da die Gruppe mit 18 Leuten heute recht groß ist, dauert es recht lange bis sich alle die einzelnen Abgründe hinuntergekämpft haben. Es ist ein ordentlicher Gaudi mit Rutschen, Springen und Abseilen. Einige Stunden später und nach einem kurzen Fußmarsch kommen wir wieder an der Hütte an. Canyoning ist eine lustige Sache und kann man machen!
Nachdem wir in Funchal wieder abgesetzt werden, heißt es ein Restaurant suchen, die Aktion hat hungrig gemacht. Wir landen in einem der zahlreichen Lokale in der Fußgägerzone. Risotto und Lasagne sind lecker.
Am Abend fahren wir wieder nach Norden und halten in São Vincente und kehren noch für Kaffee und ein Stück Geburtstagskuchen ein.
Genug der Levadas, heute gibt es was mit Berg! Am Morgen fahren wir in Richtung Ribeiro Frio. Wir wollen die Tour vom Pico Areiro zum Pico Ruivo machen, also vom zweihöchsten Berg Madeiras über einen Grat zu höchsten. Im Wanderfürer ist es eine der wenigen als „schwierig” eingestuften Wanderungen. Am Anfang wundern wir uns noch warum, denn der Weg ist eher eine Wanderautobahn, gepflastert und bis auf ein paar kritische Stellen für nicht ganz so höhenfeste Leute nicht wirklich herausfordernd. Mit dem Wetter haben wir richtig Glück denn ein so blauer Himmel ist wohl eher selten. Dadurch bekommen wir aber auch gut Sonne auf den Kopf. Das und die doch immer wieder mühsam zu erklimmenden Stufenpassagen machen den Weg schließlich gut anstrengend. Die erhoffte Wirtschaft am Refugio Pico Ruivo hat leider nicht geöffnet und so verpflegen wir uns aus dem Rucksack. Zum Glück gibt es einen Wasserhahn und wir können unsere Reserven auffüllen. Das haben wir auf jeden Fall schon mal unterschätzt. Nach einem kleinen Abstecher zum Gipfel machen wir uns an den Rückweg. Wir kommen recht abgekämpft wieder am Pico Areiro an.
Nun wird es Zeit in Richtung Funchal zu fahren, denn wir wollen noch eine Kleinigkeit essen und dann das EM-Endspiel anschauen. Wir kehren in einer kleinen Bar an der Avenida do Infante ein, gegenüber des Parks, wo nachher das Public Screening ist.
Kurz vorm Anpfiff ist der Park schon gut gefüllt. Die Kulisse mit dem kompletten Blick auf Funchal hinter der Displaywand kann sich sehen lassen.
Da wir von der Wanderung doch gut fertig sind, freuen wir uns, dass es nicht noch zum Elfmeterschießen kommt. Aber natürlich freuen wir uns noch mehr das Portugal die Vase holt. Die Party und das Hupkonzert wird wohl eine ganze Weile weitergehen.
Vorgestern haben wir vom Restaurant einen schönen Weg von Arco de São Jorge in Richtung Boaventura gesehen. Diesen wollen wir heute von unserem Hotel aus laufen, haben aber einige Probleme den Einstieg zu finden. Wir kommen irgendwie nicht auf die andere Seite der Schlucht. So nehmen wir das Auto und fahren einmal um das ganze Tal. Von hier aus sieht man die Brücke und den Weg, den wir die ganze Zeit gesucht haben.
Auch egal. Nun nehmen wir den steilen Aufstieg zum Küstenweg mit einem sehr schönen Ausblick. Der Weg ist gar nicht so weit, wie vermutet, wir sind gar nicht weit vom Restaurant in São Jorge. Nach einem Mittagsimbiss geht es wieder zurück.
Am Abend suchen wir uns in São Vincente ein nettes Restaurant und genießen die Abenddämmerung am Meer.