Tagebuch (Eintrag 3 von 4)

Nikosia/Lefkoşa und der Norden

Montag, 27.10.2014

Die Nacht war recht laut, aber wir sind halt auch mitten in der Hauptstadt. Frühstück suchen wir uns in einem kleinen Café um die Ecke. Dann beginnen wir mit unserem ausgiebigen Stadtrundgang. Wir beginnen mit dem westlichen Stadttor, dem Pafos-Tor. Hier ist auch gleich die Grenze bzw. beginnt die Pufferzone durch die Stadt. Das Tor ist eher unscheinbar, am Gebäude darüber fallen die Einschusslöcher, die Sandsäcke und die UN-Fahne umso mehr auf. Wir wandern die vollständig erhaltene Stadtmauer mit ihren Bastionen gegen den Uhrzeigersinn Richtung Süden und kommen auch bald schon wieder am Busbahnhof und am Hotel vorbei. Wir laufen weiter bis zum östlichen Stadttor, dem Famagusta-Tor. Das ist heute kein Durchgang mehr, sondern wurde in eine Veranstaltungshalle umgebaut. Dann ist auch schon bald wieder Schluss, denn Schilder weisen darauf hin, dass nun Sperrgebiet kommt, Fotografieren verboten. Die Grenze bzw. die Pufferzone ist ein Streifen aus verfallenden Häusern, mit Stacheldraht, Sandsäcken und Fässern verbarrikadiert und jeder Menge Bäume und Gestrüpp. Aber nicht deshalb heißt es „Grüne Linie”, sondern aus der Tatsache heraus, dass die Briten die Trennung der Stadt beschlossen, indem sie den Grenzverlauf mit einem grünen Stift in die Karte einzeichneten.

Gezwungenermaßen biegen wir Richtung Zentrum ab, immer an der Grenzmarkierung entlang. Wir folgen nun der vorgeschlagenen Walking Tour im Reiseführer und kommen an einigen alten Gebäuden vorbei. Im Shacolas Tower hat man von der Aussichtsetage im 11. Stock einen guten Rundumblick auf die gesamte Stadt und das Kyreniagebirge im Norden. Die Türken haben dort eine riesige Nordzypern-Flagge auf den Fels gemalt.

Anschließend wechseln wir die Seiten und es geht im Nordteil der Stadt weiter. Wir schauen zum Kyrenia-Stadttor, wo morgen auch unser Bus abfahren soll. Mittlerweile regnet es und der ohnehin deutlich abgerocktere türkische Teil kommt noch etwas trister rüber. Als es wieder aufhört, laufen wir noch in Richtung Ledra Palace Hotel. Hier ist das UN-Hauptquartier. Hier mach ich verbotener Weise ein paar Fotos vom Grenzstreifen. Wir laufen wieder in Richtung Zentrum zur Selimiye-Moschee, den Basaren und der alten Büyük Han Karawanserei. Hier essen wir eine Kleinigkeit. Im Dunkeln geht es dann wieder über die Grenze und zurück zum Hotel. Zu späterer Stunde ziehen wir nochmal los und machen nacheinander gleich zwei Bars unsicher.

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Dienstag, 28.10.2014

Ein Frühstück zu finden ist gar nicht so einfach, die meisten kleinen Cafés haben noch geschlossen. Wir schaffen es trotzdem. Danach checken wir im Delphi Hotel aus und laufen über die Grenze nach Norden. Bei Sonnenschein sieht es auch im Nordteil der Stadt gleich viel heller aus. Man merkt aber trotzdem sofort, dass man woanders ist. Die Werbung und Schilder sind alle in türkisch und wirklich überall hängen die Nordzypern- und die türkische Flagge. Am Kyrenia-Tor steigen wir in den Bus nach Girne (Kyrenia), der nach einer reichlichen halben Stunde dort ankommt. Wir wollen schnellstens das Gepäck loswerden und checken im erstbesten Hotel namens Sidelya ein. Dann laufen wir in brütender Hitze eine Runde am Hafen und weiter die Uferpromenade entlang mit ihren großen Hotels und Casinos. In einer Bar am Hafen mit miesem Service gibt es wie immer Frappé. Dann packen wir den Rucksack mit Badeklamotten und fahren mit dem Bus nach Alagadi, zum Schildkrötenstrand. Schildkröten sind in dieser Jahreszeit nicht am Start, aber dafür kann man gut baden gehen. Noch ein Kaffee in der Strandbar und dann stellen wir uns an den Straßenrand in der Hoffnung ein Bus kommt. Nach einigem Warten hält unvermittelt ein Geländewagen und die beiden Frauen fragen nur: Girne? Wir nicken und steigen ein. Leider kommen wir so nur bis zum Stadtrand von Girne. Mittlerweile ist es dunkel und an der Straße entlang macht das hier wenig Spaß. Dann entdeckt uns aber ein Minibus bzw. Sammeltaxi (Dolmuş) und wir kommen zurück ins Zentrum.

Am Abend erkunden wir noch die Gassen der Innenstadt und essen in einem gut besuchten Imbiss-Restaurant Käse- bzw. Halloumi-Pide. Sehr lecker und preiswert das ganze... In einer Bar nehmen wir noch ein Getränk und spielen Karten.

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Mittwoch, 29.10.2014

Wandertag! Doch als erstes wechseln wir das Hotel. Die heiße Dusche hier ist nur eine Attrappe und die Matratzen gehen gar nicht. So wie das restliche Hotel aussieht, bringt ein Zimmerwechsel auch nix. So ziehen wir um in ein etwas besseres Etablissement namens City Hotel. Jetzt erstmal Frühstück und dann kann es richtig losgehen. Mit dem Bus fahren wir Richtung Westen bis nach Alsancak. Hier versuchen wir den Einstieg in den Wanderwegweg zu finden, was nach einigem Berghochlaufen auch klappt. Da Wegmarkierungen nur sporadisch vorhanden sind, verlaufen wir uns auch irgendwann und machen einige Meter doppelt. Allerdings werden wir hier begleitet, vier Ziegen folgen uns eine ganze Weile auf Schritt und Tritt. Zurück auf dem Wanderweg geht es nun nochmal etliche Höhenmeter nach oben, dafür sinkt die Motivation. Der einsetzende leichte Regen und der kühle Wind machen die Sache nicht besser. Wir beißen uns trotzdem durch und erreichen irgendwann unser Ziel, die St. Hilarion-Burgruine. Durch die 4km Umweg haben wir eine Stunde Zeit verloren und laut Lonely Planet hat die Burg nun schon geschlossen. Umso größer die Überraschung, als wir sehen, dass doch noch geöffnet ist. Allerdings heißt das nun auch, nochmal etliche Höhenmeter, denn die Burg ist in drei unterschiedliche Ebenen eingeteilt. Wir schaffen es zum Sonnenuntergang auf dem obersten Punkt der Burganlage zu stehen. In Richtung Girne hängt eine Gewitterwolke und schafft ein beeindruckendes Panorama. Wieder am Fuß der Burg angekommen, stellen wir fest, dass es hier keinen Bus oder Dolmuş, gibt wie erhofft. Und im Dunklen und nach 21km Wanderung dem Rumgekraxel auf der Burg und insgesamt über 900 Höhenmetern zu Fuß nach Girne fällt wohl völlig aus! So quatschen wir einfach die nächstbesten deutschen Touristen an, ob sie uns mit ihrem Mietwagen nicht bis Girne mitnehmen können. Das klappt auch auf Anhieb.

Jetzt genießen wir im neuen Hotel erstmal ausgiebigst die Dusche, bevor wir uns auf ein Abendessen stürzen. Anschließend gibt es in einem Baklava-Laden noch einen gehörigen Zuckerschock. Zum Abschluss des Abends gönnen wir uns noch in der Ego-Bar in einem schicken, alten, kolonialen Haus ein Gläschen Wein.

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