Rückblick

Trekking in der Helambu - Gosainkunda - Langtang - Region

Die Entscheidung keine Gruppenreise zu machen und nicht alleine loszuziehen, sondern bei der Trekking-Agentur von Prasanta und Govinda zu buchen, war sehr gut. Mit T.B. hatte ich den besten Guide, den ich mir vorstellen kann und die Privattour hatte einfach nur Vorteile. Auf jeden Fall kann ich die Jungs ohne Einschränkungen weiterempfehlen! Daher mach ich gerne nochmal etwas Werbung: [Link extern] https://www.nepalwelt-trekking.de. Auch preislich lag das Tourenpaket nicht nur absolut im Rahmen, sondern war unschlagbar. Dadurch nicht nur Guide, sondern auch alle Trekking-Übernachtungen, Permits, die Mahlzeiten und Teepausen mit inklusive waren, brauchte ich vor Ort nur noch die Luxusartikel, wie Kekse oder mal den ein oder anderen Mustang Coffee bezahlen.

Langtang und Helambu als Trekkingziel auszuwählen, habe ich keine Sekunde bereut. Die Anzahl der Touristen war überschaubar, aber auch nicht so klein, dass es langweilig geworden wäre. In den Lodges hatte man abends immer gute Unterhaltung. Die Landschaft hat sich jeden Tag verändert, am Anfang ging es durch üppige Vegetation mit einigen Dörfern im Helambu, dann auf die kargen Höhen im Gosainkunda, durch das enge und dschungelartige untere Langtang und das menschenleere Ende der Welt im oberen Langtang - Abwechslung pur und von allem was dabei. Die Berge des Himalaja zeigen einem schnell, wie klein man doch ist, man steht direkt vor einem riesigen schneebedeckten Bergrücken, der zum Greifen nah scheint, dann aber doch mal eben 3500m höher ist, als der Fleck, wo man gerade steht und selber schon mit der dünnen Luft kämpft. Imposant sind auch die riesigen Rhododendronwälder. Wenn ich irgendwann in den nächsten Jahren nochmal dahin fahre, dann im Frühjahr zur Blütezeit.

 

Mir selber ging es auf der Tour sehr gut, von dem einen Tag in Kyanjin Gompa mal abgesehen. Die Höhe war kein Problem und mein Fitness-Level war auch recht gut, wie sich zeigte. Auch das grammgenaue Rucksackpacken hat sich ausgezahlt. Ich hatte weder zuviel dabei, noch fehlte was Essentielles auf der Tour.

In den zwei Wochen Wanderung verballert man natürlich Unmengen an Kalorien. Die Hose hing schon nach dem dritten Tag viel weiter unten. Allerdings hab ich einen guten Teil auch in Kathmandu gleich wieder angefuttert. ;-)

Das Essen in Nepal hat eine gute Auswahl an vegetarischen Gerichten. Fleisch ist für die meisten Leute einfach zu teuer. Auf der Tour gab es durchweg nur Vegetarisches. Wenn Tiere in den Bergen gehalten werden, dann wegen der Produkte die sie Liefern, Milch, Eier, Wolle und nicht, um sie zu schlachten und sie an Touristen zu verfüttern. Sieht man die Fleischerstände in Kathmandu, überlegt man dann doch zweimal, ob man unbedingt Fleisch essen mag.

Dal Bhat ist überall. Gemeinsamer Nenner sind Reis und Linsensoße, wobei letztere schon riesige Unterschiede in Geschmack, Farbe und Konsistenz hat. Dann gehört meist ein Tarkari dazu, ein Gemüse-Curry mit allem, was die Küche gerade bietet. Mal gibt es Kartoffeln als Hauptbestandteil, mal ist Blumenkohl drin, Spinat, Pak Choi oder anderes, völlig undefinierbares Gemüse. Manchmal wird noch Achar, eine Würzpaste aus Knoblauch, Tomaten und getrockneten Chilis oder auf Wunsch frische Chilischoten dazugereicht. Es mag zuerst langweilig klingen, sich nur von Dal Bhat zu ernähren, aber es schmeckt wirklich immer überraschend anders. Allerdings hab ich es nicht so durchgehalten, wie die Einheimischen. Ich glaube, T.B. hat die ganze Zeit zu Mittag und zu Abend nur zweimal etwas anderes gegessen. Sein Spruch: „Dal Bhat Power - Twentyfour hour!”

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Nepal

Vergleicht man Nepal mit Indien, ist es deutlich entspannter als der große Nachbar. Ich habe die Nepalesen als recht freundliches Volk empfunden. Selbst im überlaufenen Touristenviertel Thamel sind sie vergleichsweise zurückhaltend. Man kann in den Läden in Ruhe einfach nur mal schauen, ohne gleich aufdringliche Verkäufer auf dem Hals zu haben. Das Einzige was vielleicht etwas in Thamel nervt, alle paar Meter hat mich jemand angesprochen und sowas wie „Wanna smoke?” genuschelt. Wäre ich darauf aus gewesen, hätte ich Tonnen an Gras und irgendwelchen dubiosen Pilzen kaufen können. Spätestens nach einem Tag ignoriert man die Jungs einfach.

Was die Sicherheit angeht, ich hatte zu keinem Zeitpunkt ein mulmiges Gefühl, bis auf eine einzige kleine Ausnahme. In Gosainkunda gab es mitten in der Nacht einen heftigen Streit zwischen zwei Lodges. Jede Menge Geschrei, es kam zu kleinen Handgreiflichkeiten und auch einige Steine flogen. Worum es genau ging, ob es irgendeine Familienkiste, Neid zwischen den Lodges war oder, sehr wahrscheinlich, etwas mit den bevorstehenden Wahlen zu tun hatte, ist bis heute unklar. Das Ganze spielte sich aber nur unter den Nepalesen ab, weitab von den Touristen. Die Situation war aber schon unangenehm, man sitzt irgendwo in der entlegendsten Ecke kilometerweit von der Zivilisation entfernt, es herrschen ordentlich Minusgrade, es ist mitten in der Nacht und draußen wird der Aufstand geprobt. Zum Glück war das alles nach einer halben Stunde wieder vorbei und auch am nächsten Tag war nichts mehr zu merken. So ruhig, gelassen und zurückhaltend sie erscheinen, sie können auch aufbrausend sein.

 

Nepal hat viele Probleme, das ist auch klar spürbar. In den letzten Jahren gab es Einiges an Umbrüchen: Königreich, Maoisten, jetzt waren im November Wahlen und man hofft, dass es endlich zu einer vernünftigen Verfassung kommt.

In Kathmandu entstehen überall die schicksten neuen Häuser, prächtige Glas- und Betonbauten, die Straße davor ist allerdings eine Schlaglochpiste ohnegleichen. Nepal ist laut der Infotafel am Flughafen in Kathmandu das zweitwasserreichste Land der Erde nach Brasilien, die meisten Haushalte haben aber kein fließend Wasser und müssen es mit Eimern aus äußerst fragwürdigen Brunnen heranschleppen.

Die allgegenwärtige Bürokratie schluckt jede Menge Energie, die an anderen Stellen viel besser aufgehoben wäre. Zum Beispiel zahlen Touristen eine Nationalparkgebühr. Davon ist nur etwas spürbar, weil man unterwegs seine TIMS card an drei Straßensperren und einigen weiteren Wegposten im Nationalpark vorzeigen muss. Der dringend notwendige Wegebau bzw. die Instandhaltung fehlt. Der einzige Bautrupp mit Schaufeln hatte eine Spendenbox aufgestellt. Mit den Gebühren hauen sich einige Leute die Taschen voll, vor Ort kommt nichts an.

Der Tourismus ist eine der größten, wenn nicht die größte Einnahmequelle. Aber wie immer ist das auch Fluch und Segen zugleich. Wir Touristen bringen Geld ins Land, versauen aber gleichzeitig die Preise. Einfaches Beispiel, das unlösbare Dilemma, was gibt man einem Guide an Trinkgeld und was verdient vergleichsweise ein Lehrer im Monat?

Immer mehr Touristen bringen immer mehr Geld, benötigen aber auch mehr Resourcen. Vor 30 Jahren standen in Kyanjin Gompa 2 Häuser, heute sind es über 20 Lodges. Die meisten feuern mit Holz und nicht alles wird aus dem Tal hochgetragen. Es wird sich eben auch aus dem immer kleiner werdenden Wald im oberen Langtang bedient. Dabei ist Langtang und Helambu vergleichsweise eine eher ruhige Region. Was in der Annapurna Region oder am Everest Base Camp los ist, will man lieber gar nicht wissen.

Zweifelsohne gibt es viel Armut, aber so richtig krasse Sachen, wie in Indien, sieht man nicht so oft. Wie überall in den ärmeren Ländern machen die Leute insgesamt einen zufriedeneren Eindruck, vor allem auf dem Land...

 

Landschaftlich ist Nepal einfach nur traumhaft, auch wenn hier ebenfalls schon wieder ein Wermutstropfen dabei ist, das allgegenwärtige Müllproblem. Das besteht nicht nur in der Stadt, da ist scheinbar sowieso alles zu spät, sondern auch in den Bergen und in den Nationalparks. Man kann nur hoffen, dass die Nepalesen schnell das Bewusstsein für den einmaligen Wert ihrer Landschaft bekommen.

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Zusammengefasst in einem Satz

Alles in allem war der Nepal-Trip 2013 ein voller Erfolg, es hat alles recht reibungslos geklappt und das Land ist definitiv weiterzuempfehlen!

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Nachtrag August 2015

Nach dem Erdbeben ist es sicherlich wieder schwer auf die Beine zu kommen. T.B. hat nun Initiative gezeigt und mit einigen anderen eine eigene Trekkingagentur in Kathmandu eröffnet. Ich hoffe, die Jungs haben einen erfolgreichen Start und denke, es ist hier absolut vertretbar etwas Werbung zu machen: [Link extern] http://hillylandtrek.com/