Tagebuch Nepal (Eintrag 2 von 5)

Lodge Trekking in Nepal - Teil 1: Helambu

Sonntag, 10.11.2013: [Bus] Kathmandu - Melamchi Bazar & [Etappe 1] Melamchi Bazar - Kakani

Gregor aus Essen, der mir den Kontakt zu Prasantas und Govindas Agentur vermittelt hat, ist gestern Abend auch in Kathmandu gelandet. Wir wollten uns eigentlich heute mal treffen, aber da wegen der kleinen Planänderung die Tour schon jetzt losgeht, wird das nur kurz. Zum Frühstück kommt er für eine Viertelstunde nochmal mit rum. Dann ist da noch mein Guide namens Tek Bhadur, oder kurz T.B. Nach dem Frühstück heißt es dann auch schon Aufbruch.

Mit dem Taxi geht es vom Elbrus Home zum alten Busbahnhof. Dort drehen wir erstmal eine komplette Runde, denn auch T.B. muss sich durchfragen, an den Bussen steht nichts dran. Wir ergattern zwei Tickets für den museumsreifen Bus nach Melamchi Bazar. Die Sitzbank hinter der Tür wird gerade hereingetragen und locker abgelegt. Ich überlege kurz und dann tauschen wir die Plätze. Hier ist deutlich mehr Beinfreiheit, denn der normale Sitzabstand ist offensichtlich nur für Nepalesen geeignet. Dann starten wir zur vierstündigen Fahrt, die interessant aber doch recht entspannt ist. Die Landschaft ändert sich langsam, erst die endlosen Vororte Kathmandus, dann wird es deutlich ländlicher.

In Melamchi Bazar angekommen gibt es erstmal Lunch. In einem kleinen Restaurant an der Straße lassen wir uns Dal Bhat (Reis mit Linsen) servieren, was schon mal sehr lecker ist. Dann brechen wir zur ersten Etappe auf. Es sind gute 23°C und gleich beim ersten Anstieg kommt ich trotz langsamen Tempos ordentlich ins Schwitzen. Es geht über eine abenteuerlich aussehende Hängebrücke über den Melamchi River und dann stetig bergauf. Auf einem schmalen Pfad laufen wir durch üppige Vegetation und passieren immer mal wieder kleine Häuser und hin und wieder ein kleines Dorf. Touristen sind keine unterwegs, es kommen nur ab und zu ein paar Träger mit großen Packen auf dem Rücken. Unterwegs komm ich mit T.B. erstmal so richtig ins Gespräch. Er ist 32 Jahre, hat eine Tochter und stammt aus der Everest Region. Er macht auf jeden Fall einen sympathischen Eindruck, sein Englisch ist ganz ok und die nächsten zwei Wochen werden wir noch bisschen was zu erzählen haben. Nach 4½ Stunden erreichen wir das Etappenziel, das kleine Dorf Kakani. In der Lodge „Everest Hotel Bar & Restaurant” checken wir ein. Die Unterkunft ist einfach, aber gemütlich, das Dal Bhat schmeckt nach der Etappe nochmal besser. Nachdem es dunkel ist, gibt es nicht mehr viel zu tun, dreiviertel neun mach ich das Licht aus.

Melamchi Bazar (800m) - Kakani (1800m)

Strecke: 9,6km, Höhensummen: +1208Hm/-103Hm, Gehzeit ca. 4½h

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Montag, 11.11.2013: [Etappe 2] Kakani - Sermathang - Tharke Ghyang

Um acht hab ich meinen Kram gepackt und bin bereit für ein Frühstück: Rührei, Kaffee, Chapati und Porridge. Dreiviertel neun sind wir startklar. Es ist kühl, der Himmel aber strahlend blau. Die Sonne und der erste heftige Anstieg sorgen dafür, dass ich alles andere, als friere. Als wir an einer Schule vorbeikommen, darf ich jedem Kind einzeln ein „Namasté” zurufen. Die Kids haben einen Riesenspaß :-)

Wir kommen an ein kleines Kloster. Die Aussicht auf die Berge und die Gebetsfahnen im Wind sind ein sehr farbenfroher Kontrast. Im kleinen Örtchen Sermathang gibt es etwas Papierkram zu erledigen, denn wir kommen nun in den Nationalpark. Die Agentur hat aber meine TIMS card (Trekking Information Management System) schon vorbereitet und ich muss nur ein Autogramm geben. Dann ist es Zeit für ein Mittagessen. In einer sehr gemütlichen Lodge gibt es natürlich wieder Dal Bhat. Auch hier schmeckt es sehr lecker, wenngleich auch wieder völlig anders.

Die zweite Hälfte der Etappe ist nicht ganz so anstrengend und wir kommen gut voran. In Gangyul machen wir eine Pause und ich probiere Buttertee. Das kann man wirklich sein lassen, lecker ist anders. Aber probieren muss ich natürlich wie immer alles...

Am Nachmittag erreichen wir Tharke Ghyang. Die gleichnamige Lodge ist sehr schick. Es sind ein paar mehr Leute hier, zwei Niederländer, zwei Deutsche und vier Schweizer. Am Abend trinken wir nach dem Essen Rakshi, eine Art Wein aus Hirse. Das Zeug haut ordentlich rein, allerdings nicht nur bei mir, T.B. wird auch immer lustiger und sein Englisch immer unverständlicher... :-)

Kakani (1940m) - Tharke Ghyang (2560m)

Strecke: 18,3km, Höhensummen: +1341Hm/-727Hm, Gehzeit: ca. 6½h

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Dienstag, 12.11.2013: [Etappe 3] Abstecher zum Yangri Ma Peak

Die Nacht war deutlich kälter als gestern und am Morgen sitzen alle möglichst nah am kleinen Herd mit dem offenen Feuer. Es gibt Frühstück mit Milchreis, Gemüseomelett und Kaffee. Kurz nach sieben sind wir abmarschbereit. Heute geht es zur Akklimatisierung auf den Yangri Ma Peak. Das sind gute 1150 Höhenmeter. Wir starten in einer größeren Gruppe, denn auch die vier Schweizer samt Guide und Träger kommen mit. Die Luft ist kalt und alles ist mit Raureif überzogen. Nach ein paar Metern bergauf ist aber alles schon wieder auf Betriebstemperatur. Ich unterhalte mich mit den Schweizern. Wir sind nicht sehr schnell unterwegs und genießen zwischendurch immer wieder den Ausblick. Nach zwei Stunden kommen wir auf ein Plateau mit Yaks. Danach wird es wieder richtig steil. Durch moosbewachsene Wälder geht es Meter für Meter höher. Dann werden die Bäume etwas kleiner und der Gipfel mit der Stupa kommt in Sicht. Vom Yangri Ma (3771m) hat man einen genialen Rundum-Blick, im Norden die schneebedeckten Berge des Himalaja, im Süden unzählige Hügelketten wie in einem Aquarellgemälde.

Nach einer ausgiebigen Pause und mit Keksen gestärkt, geht es dann wieder bergab. Jetzt sind wir deutlich schneller unterwegs. An der Yak-Wiese steht ein einfaches Zelt aus Holzstöcken und Plastikplanen, in dem eine Frau mit ihren zwei Kindern lebt. Sie hütet die Yaks und lebt von den Milchprodukten, die sie ins Tal verkauft. T.B. fragt kurz und dann sitz ich auch schon im Zelt und bekomme eine Kostprobe heiße Yak-Milch. Schmeckt eigentlich ganz gut und ist sehr gehaltvoll.

Zurück im Hotel Tarkeghyang gibt es Chapati, Nudelsuppe und Ingwertee und danach noch einen kleinen Rundgang im Dorf. Anschließend genehmige ich mir eine ausgiebige Dusche, wer weiß, wann es die nächste gibt.

Zum Abendessen wähle ich wieder Dal Bhat, hatte ich jetzt schon lange nicht mehr... ;-) Alt werde ich nach dem Tag heute nicht mehr und so geht es zeitig in den Schlafsack.

Tharke Ghyang (2600m) - Yangri Ma Peak - Tharke Ghyang (2600m)

Strecke: 10km, Höhensummen: +/-1282Hm, Gehzeit: ca. 6½h

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Mittwoch, 13.11.2013: [Etappe 4] Tharke Ghyang - Melamchi Gaun - Tharepati

Heute haben wir uns einiges vorgenommen. Am Morgen starten wir kurz vor acht in Richtung Tal. Am Anfang laufen wir noch im Schatten bei frostigen Temperaturen bergab, durch das kleine Dorf Nakote bis zur Hängebrücke über den Melamchi River. Halb 10 haben wir 800 Höhenmeter vernichtet. Jetzt beginnt der anstrengendere Teil, denn es geht nur noch bergauf und nun auch in der prallen Sonne, sodass Schwitzen angesagt ist. Der Weg schlängelt sich in Serpentinen immer höher. Aber es macht Spaß, ich genieße die Welt und den Ausblick. Viertel 12 erreichen wir nach 700 Höhenmetern den weitläufigen Ort Melamchi Gaun. Hier machen wir in der Himalaya Lama Lodge Rast. Das Dal Bhat ist super.

Nach einer guten Stunde Pause geht es nun an den nächsten Teil der Etappe. Vor uns liegen vier Stunden endloser Aufstieg mit weiteren 1100 Höhenmetern bis Tharepati. Der Weg führt durch riesige Rhododendronwälder. Ich versuche mir vorzustellen, wie das hier im Frühling aussieht, wenn alles am Blühen ist. Aber auch die Pinien und die anderen Laubbäume sind beeindruckend. Die Stämme sind riesig, und das bei dem langsamen Wuchs hier oben. Zwischendurch gibt es immer mal wieder eine Lichtung mit einem tollen Ausblick. Auf einer Wiese sitzen zwei kleine Affen. Wir sind aber zu weit weg, als dass sie sich durch uns stören lassen. Dann wird der Weg immer steiler. Über große Treppenstufen geht es stetig aufwärts. Langsam hab ich es richtig satt. Keine Ahnung, warum ich mir das hier antue, aber ich wollte aus irgendeinem Grund die Etappen kombinieren...

Gegen fünf Uhr kommt dann die Sumchho Top Lodge Tharepati in Sicht. Endlich geschafft! Nach einem Tee beziehe ich meine Luxus-Suite. Das Zimmer ist einen halben Meter länger und breiter als das Bett. Mehr brauche ich aber heute nicht.

Die kleine Lodge ist recht gut gefüllt, da Tharepati an der Weggabelung des Helambu Circuits und dem Gosainkund-Trek liegt.

Tharke Ghyang (2560m) - Melamchi Gaun (2540m) - Tharepati (3630m)

Strecke: 12,9km, Höhensummen: +1906Hm/-822Hm, Gehzeit: ca. 7½h

Tagebuch Nepal (Eintrag 2 von 5)