Tagebuch Nepal (Eintrag 3 von 5)

Lodge Trekking in Nepal - Teil 2: Gosainkunda mit Laurebina La Pass

Donnerstag, 14.11.2013: [Etappe 5] Tharepati - Gopte - Phedi

Nach einem entspannten Frühstück in der Morgensonne starten wir kurz vor halb neun, verlassen den Helambu Circuit und biegen ab auf den Gosainkunda Trek. Das nächste Ziel heißt Gopte. Die beide Lodges lassen wir aber links liegen, denn es ist gerade mal um 10 und Hunger auf Mittagessen haben wir beide noch nicht. So kehren wir eine Stunde weiter in einem kleinen Tea House ein. Da es bis Phedi nur noch anderthalb Wegstunden sind, ist Zeit genug für ein ausgedehntes Päuschen. Ich hau mich ich in die Wiese und mach ein kleines Mittagsschläfchen. Nach entspannten zwei Stunden geht es dann weiter, die Lodge in Phedi schon in Sichtweite. Der Weg klingt den Zahlen nach sehr einfach. Tharepati, Gopte und Phedi liegen ±100Hm auf der gleichen Höhe. Dazwischen ist der Weg aber "Nepali flat", das heißt, es geht permanent 50m runter, 50m wieder rauf, sodass man am Ende auch wieder ordentlich Höhenmeter zusammenbekommt und das Ganze auch etwas anstrengend bleibt.

Im Vergleich zu gestern ist die Etappe heute trotzdem ein entspannter Spaziergang. Die Höhe verkrafte ich auch ohne Probleme. Kurz nach halb drei erreichen wir das aus zwei Lodges bestehende Phedi. Wir entscheiden uns für die „Blue Sky Hotel & Lodge”, einfach daher, weil diese etwas länger in der Sonne ist. Ich probiere noch einen „Mustang Coffee”, ein sehr interessantes und schmackhaftes Gebräu aus Kaffee, Yak-Butter und Rakshi.

Nach und nach füllt sich die Lodge auch, es kommen Wanderer aus aller Welt, ein norwegisch-französisches Pärchen, ein allein wandernder Nepalese, ein deutsch-brasilianisches Pärchen und am späten Nachmittag noch Angela und Müffi. Die beiden kenn ich schon aus Tharepati, zwei Deutsche, die vor etlichen Jahren nach Amerika ausgewandert sind. So wird es am Abend noch eine lustig bunte Runde. Der Höhepunkt des Abends ist der nepalesische Wanderer der mit Kartentricks aufwartet. Alle Anwesenden und vor allem die Kids der Lodgebetreiber sind wie gebannt von der Vorstellung.

Tharepati (3630) - Gopte - Phedi(3726m)

Strecke: 8,4km, Höhensummen: +1059Hm/-969Hm, Gehzeit: ca. 4¾h

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Freitag, 15.11.2013: [Etappe 6] Phedi - Laurebina La Pass - Gosainkunda

Heute steht die Feuerprobe an - die Königsetappe über den Laurebina La Pass mit 4610m - und das mit vollem Gepäck. Wir starten gegen 09:00 bei strahlend blauem Himmel. Die Temperaturen sind kühl, aber angenehm. Die Höhe ist auf jeden Fall spürbar, vier schnelle Schritte und man braucht eine Minute um wieder zu Atem zu kommen. Langsam, Schritt für Schritt geht es vorwärts. Ich schwitze ordentlich, was ich sofort merke, wenn ich den Rucksack mal absetze und der eisige Wind in den klatschnassen Rücken weht. Also lieber noch die Jacke drübergezogen und weiter geht’s. Die Vegetation wird immer spärlicher, dafür werden die Ecken mit Eis und Schnee immer mehr. Der kleine Bach ist komplett eingefroren. Viertel eins haben wir den Pass mit seinen 4610m erreicht und der Blick auf die Seen von Gosainkunda ist frei. Die Aussicht ist unbeschreiblich!

Da es ordentlich pfeift, ziehen wir nach einer Fotopause und einem Energieriegel weiter. Der Weg führt nun über einige Schneefelder. Manchmal ist der Schnee weich und griffig, manchmal aber auch nur blankes Eis und ich bin froh über die Wanderstöcke.

Kurz vor 02:00 erreichen wir dann den heiligen See von Gosainkund mit dem kleinen Dorf, bestehend aus vier Lodges. Wir quartieren uns in der Lakeside Lodge ein. Bestelle mir Fried Cheese Momos, zwei große gefüllte, frittierte Teigtaschen. Da es noch früh am Nachmittag ist und die Temperaturen in der Lodge auch nicht gerade gemütlich sind, brech ich nochmal auf und dreh eine Runde um den See.

Der Abend ist heute recht kurz, die Lodge ist nur spärlich beheizt, denn Feuerholz ist Mangelware und muss mühsam aus dem Tal heraufgetragen werden. Ich sitze noch eine Weile mit Angela und Müffi sowie Molly einer Australierin, bevor dann Punkt acht alle aufspringen, um sich in den Schlafsack zu verabschieden.

Phedi (3726m) - Laurebina La Pass (4653m) - Gosainkunda (4419m)

Strecke: 8,8km, Höhensummen: +1050Hm/-349Hm, Gehzeit: ca. 4¾h

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Sonnabend, 16.11.2013: [Etappe 7] Gosainkunda - Sing Gompa - Thulo Syabru

Die Nacht war ordentlich kalt. Die Wasserflasche, die ich im Zimmer stehen hatte, ist ein einziger Eisblock! Mein Schlafsack mit einer Extradecke hat sich aber wacker geschlagen, ich hab nicht gefroren und nicht mal bemerkt, dass die Decke irgendwann runtergerutscht ist. Angela hatte vom Abendessen noch jede Menge Pellkartoffeln übrig und gefragt, ob sie am Morgen die Küche mal kurz übernehmen kann. So gibt es für uns ein improvisiertes Bauernfrühstück. T.B. schmeckt es auch richtig gut und vielleicht landet das Gericht ja demnächst auf der Speisekarte. Obwohl es kalt ist, essen wir draußen in der Sonne, drinnen ist es nämlich auch nicht viel wärmer. Frisch gestärkt geht es nun in Richtung Sing Gompa.

Nach einer Stunde machen wir eine ausgiebige Pause. Ich kann gar nicht genug von der absolut genialen Aussicht auf das Himalaja-Massiv bekommen. Dann wird es aber doch Zeit weiterzuziehen. Wir kommen vorbei an den Lodges in Laurebina Yak und Chalang Pati und verlieren weiter Höhenmeter in Richtung Sing Gompa. Der Plan war es in der Yak’n’Nak-Lodge in Sing Gompa zu übernachten. Die nächste Etappe bis Thulo Syabru ist aber nur 3 Wegstunden lang. Da wir dort einen ganzen Tag Pause machen wollen, erscheint mir das unsinnig. So nehmen wir nur ein Mittagessen in Sing Gompa und danach die Strecke nach Thulo Syabru. In der Cheese Factory wird noch ein halbes Kilo Yak-Käse im Rucksack gebunkert.

Mittlerweile sind wir schon wieder unter 3500m üNN und laufen im Pinienhochwald. Zwischendurch eröffnen sich einem immer wieder spektakuläre Ausblicke auf die schneebedeckten Gipfel im Norden.

Wir machen eine weitere Teepause an einer kleinen gemütlichen Lodge auf halbem Wege. Danach wird der Pfad richtig steil, was ordentlich in die Knochen geht. In Dursagang machen wir einen weiteren Halt bei Bekannten von T.B. Natürlich gibt es auch hier wieder einen Ingwertee.

Das letzte Stück ist dann recht zäh, denn es stecken uns heute schon wieder über 2000 Höhenmeter Abstieg in den Knien und der Akku ist mittlerweile ordentlich leer. In Thulo Syabru hat man wieder etwas mehr das Gefühl von Zivilisation, denn obwohl das Dorf nur zu Fuß erreichbar ist, besteht es nicht ausschließlich aus Lodges. Nach der dringend benötigten Dusche verhelf ich mir mal wieder zu einem leckeren Dal Bhat und einem Mustang Coffee. Wir sind die einzigen Gäste und ich quatsch noch bis neun mit T.B.

Gosainkunda (4419m) - Sing Gompa - Thulo Syabru (2221m)

Strecke: 14,1km, Höhensummen: +221Hm/-2416Hm, Gehzeit: ca. 5¾h

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Sonntag, 17.11.2013: Ruhetag in Thulo Syabru

Heute ist Ruhetag. Es gibt nach dem Ausschlafen gemütlich Frühstück. Dann ist es mal Zeit die Wäsche wieder etwas auf Vordermann zu bringen. Ansonsten gibt es nicht viel zu tun, außer Tee trinken, in der Sonne sitzen, Musik hören und Tagebuch schreiben.

Das Mittagessen besteht aus Mixed Momos, kleinen gefüllten und im Dampf gegarten Teigtaschen, ebenfalls eines der Nationalgerichte. Nach einem kleinen Mittagsschläfchen zieh ich dann doch mal zu einer Dorfrunde los. Im Monastery direkt gegenüber findet heute ein „Pusa” statt, ein Dorffest, das wohl schon seit einigen Tagen vorbereitet wird. Es wird gesungen und Dal Bhat an die Dorfbewohner und Touristen ausgeteilt.

Am Nachmittag kommen dann auch Angela und Müffi aus Sing Gompa an. Nach dem Abendessen scheint drüben im Kloster das Fest langsam Fahrt aufzunehmen und ich schaue nochmal vorbei. Mittlerweile gibt es ein Lagerfeuer im Hof und der Lama gibt Opfergaben ins Feuer, begleitet von Gebeten und jeweils einem Tusch der kleinen 3-Mann-Kapelle. Dann wird ein Topf mit Yakbutter ins Feuer gestellt und gewartet. Als die Butter richtig heiß ist, kommt einer der Priester mit einer Schale Wasser an einer langen Stange. Die Leute wissen, was kommt und drängen sich schon an die Mauer, möglichst weit weg vom Feuer. Was folgt, ist eine riesige Fettexplosion, der Höhepunkt des Spektakels. Anschließend tanzen und singen die Dorfbewohner um das Feuer. Die Party geht noch bis Mitternacht weiter. Ich verabschiede mich aber schon gegen elf in meinen Schlafsack.

Tagebuch Nepal (Eintrag 3 von 5)