Tagebuch Nepal (Eintrag 4 von 5)

Lodge Trekking in Nepal - Teil 3: Langtang

Montag, 18.11.2013: [Etappe 8] Thulo Syabru - Remche

Der dritte Teil der Wanderung führt ins Langtang Valley. Wir starten morgens halb neun von Thulo Syabru. Zunächst geht es durch die Felder des Dorfes bergab zu einer langen Hängebrücke über einen kleinen Flussarm. Danach laufen wir ohne große Höhenunterschiede am Hang entlang, bis wir irgendwann in Pairo, einer weiteren kleinen Ansammlung an Lodges den Talgrund erreichen. Ab hier geht’s immer wieder bergauf, bergab mehr oder weniger dem Fluss folgend bis Bamboo. Danach heißt es eigentlich nur noch bergauf, bis irgendwann eine weitere Brücke kommt und wir auf die andere Talseite wechseln. Kurz nach der Brücke ist ein kleines Teahouse, wo wir Mittagspause machen. Anschließend geht es weiter steil hoch bis Remche. Links und rechts des Weges turnen immer wieder Affen in den Bäumen herum, sind aber meistens weg, bis man die Kamera parat hat. Die Lodge in Lower Remche lassen wir links liegen und gehen weiter bis zum oberen Teil des Ortes, der auch nur aus zwei Lodges besteht. (Die Schreibweise des Ortes ist hier übrigens wieder sehr vielfältig: Uppar Rimchhe, Upper Renche, Remche, egal.) Die Hotel Ganesh View Lodge hat den Vorteil, dass sie perfekt am Hang liegt um die Nachmittagssonne genießen zu können. Und das ist dann auch die Ansage für den zweiten Teil des Tages. Am Nachmittag ist die Lodge dann auch bis zum letzten Zimmer belegt, einige Deutsche und einige Franzosen. Da sich hier sprachlich schon wieder ziemliche Grüppchenbildung zeigt, bin ich ganz froh, dass sich noch eine gemischte Gruppe aus Chile, Schweiz und Deutschland bildet, in der dann englisch geredet wird.

Vergleichsweise ist heute Abend ordentlich Party im Hauptraum der Lodge und es gibt noch ganz interessante Gespräche. Aber kurz nach Neun ist dann auch Feierabend und alle verschwinden nach und nach in der Koje.

Eine Verlustmeldung gibt es, mein Rumvorrat hat seinen Standort teilweise vom Flachmann in das Handtuch drumherum verlagert. Das Handtuch riecht zwar jetzt recht gut, zum Abtrocknen ist das aber jetzt auch irgendwie nicht so perfekt. :-/

Thulo Syabru (2221m) - Upper Remche (2473m)

Strecke: 9,6km, Höhensummen: +1241Hm/-988Hm, Gehzeit: ca. 3¼h

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Dienstag, 19.11.2013: [Etappe 9] Remche - Langtang Village

Nach einer relativ warmen Nacht geht es nach dem Frühstück weiter talaufwärts. Nach ein paar hundert Metern passieren wir die älteste Lodgesiedlung im Langtang, Lama Hotel. Auch hier ist gerade Aufbruch und so sind erstmal recht viele Leute unterwegs. Verglichen mit anderen Regionen ist das hier aber noch alles andere als überfüllt. Einige der Wanderer sind uns die letzten Tage sowieso schon über den Weg gelaufen, man kennt sich. Bemerkenswert ist eine malaysische Gruppe, die mit Wanderstöcken und Kleidung ausgestattet sind, als wollen sie heute noch den Langtang Lirung besteigen. Obwohl ihr Gepäck von Trägern geschleppt wird, sind sie dermaßen langsam unterwegs, dass ich mich frage, wie lange die hier im Tal schon unterwegs sind.

Der erste Teil des Weges ist noch im Wald, recht nah am Fluss und im Schatten, sodass es relativ kalt ist. Wir laufen mittlerweile zusammen mit Stephanie und Michael, einem schweizerisch-belgischem Team mit ihren Porterguides. Auch die nächste Teepause in Ghoda Tabela und das Mittagessen gibt es zusammen.

Der Rest der Strecke bis Langtang Village ist entspannt, auch wenn es Nepali-flat ist. Halb drei erreichen wir dann die Everest Lodge, ein ziemlich neues Haus. Ich bekomme diesmal sogar Ensuite-Toilette und Dusche, was aber luxuriöser klingt, als es ist. Beim Fotografieren draußen läuft mir noch Alex über den Weg, ein Australier, den ich schon in Thulo Syabru getroffen hab. Wir quatschen eine ganze Weile und ich vergess fast das Fotografieren.

Außer T.B. und mir ist noch eine französische Gruppe und ein niederländisches Pärchen mit da. Die Konversation mit den Franzosen gestaltet sich etwas schwierig, nur der Guide spricht halbwegs Englisch. Dafür wird es mit den anderen beiden ganz lustig.

Upper Remche (2473m) - Langtang Village (3429m)

Strecke: 13km, Höhensummen: +1565Hm/-619Hm, Gehzeit: ca. 4¼h

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Mittwoch, 20.11.2013: [Etappe 10] Langtang Village - Kyanjin Gompa

Eine ziemlich leichte Etappe ist angesagt. Von hier bis Kyanjin Gompa sind es gerade mal 3½ Wegstunden, wenn überhaupt. So fällt das Frühstück und das Packen relativ langgezogen aus. Um acht seh ich bei meinem ersten Kaffee draußen gerade die malaysische Riesengruppe in Zeitlupe vorbeischleichen. Gegen neun starten wir dann recht gemächlich. Nach einer halben Stunde haben wir die Gruppe dann auch schon eingeholt. Überholen ist hier im oberen weitengezogenen flachen Tal deutlich einfacher als weiter unten in der engen Schlucht mit den schmalen Pfaden.

Der Himmel präsentiert sich wieder in einem tiefen Blau und die Sonne brennt ordentlich, ich komme trotz langsamen Tempos immer noch ins Schwitzen. An einem Teahouse machen wir Pause und zu uns gesellt sich eine Nepalesin, die T.B. gleichmal einen Teil ihres Gepäcks in die Hand drückt. Ich darf auch einen Beutel tragen und mach damit jetzt auf Teilzeit-Porter. :-) Die Frau ist, wie sich herausstellt, die Wirtin der Buddha Lodge, in die wir heute wollen.

In Kyanjin Gompa angekommen gibt es erstmal Essen und danach ein kleines Mittagsschläfchen. Dann tauchen die fünf Studenten aus Weimar auf, die ich schon in Remche getroffen hab. Zusammen erkunden wir am Nachmittag den kleinen Ort mit Abstecher zur Cheese Factory und zur German Bakery für ein Stück Kuchen und „Real Coffee”. Am Abend gibt es noch Dal Bhat und einen Schwatz in netter Runde.

Langtang Village (3429m) - Kyanjin Gompa (3858m)

Strecke: 6,8km, Höhensummen: +487Hm/-58Hm, Gehzeit: ca. 4¾h

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Donnerstag, 21.11.2013: [Etappe 11] Abstecher nach Langshisha Karka

Ein Teil der Weimarer wollen heute den Tsergo Ri in Angriff nehmen, einen Berg mit 4985m bei Kyanjin Gompa, den T.B. und ich für morgen auf dem Plan haben. Wir wollen heute in das hintere Langtang Valley nach Langshisha Karka bzw. soweit wie wir kommen. Wir starten kurz nach sieben bei eisigen Temperaturen. Die erste Herausforderung ist ein halb gefrorener Gletscherbach, den es zu überqueren gilt. Die Steine sind alle vereist und einige Stellen doch zu tief. Nach einigem Suchen haben wir aber eine Passage gefunden. Mit jedem Meter weiter hinauf in das weitläufige Tal ändert sich der Blickwinkel, die Landschaft ist grandios. Irgendwann schafft es die Sonne über den Bergrücken und sorgt für angenehmere Temperaturen. In Langshisha Karka ist dann aber Schluss, an einem größeren Gletscherbach scheitern wir. Alle Flächen sind von einer 10cm dicken Eisschicht überzogen und die Strömung des Baches beachtlich. Wir wollen nicht riskieren, hier ins eisige Wasser zu fallen oder uns die Knochen zu brechen. An der Flussböschung machen wir noch ein paar Meter in Richtung Gletscher, aber das macht auch keinen Spaß. Wir müssen uns mühsam durch das stachelige Gebüsch kämpfen und ich komm mir bereits vor, wie ein Yak. T.B. entdeckt noch ein paar Fußspuren im Sand, die durchaus zu einem Schneeleoparden gehören könnten, auch wenn die Chance einen zu sehen, äußerst gering ist. So kehren wir wieder um, machen eine kleine Mittagspause und gehen den Rückweg an. Obwohl es wie ein Spaziergang anfing, wird es insgesamt wieder eine 7½-Stunden-Tour.

Am Nachmittag geht es mit den Weimarern nochmal in die Bakery. Hier treff ich wieder auf Alex und seine Freundin. Dann ist noch ein Ami aus einer Gletscherforschertruppe, der seit mehreren Wochen im Tal ist und zusammen mit dem Wirt die ein oder andere Bergsteiger-Story zu erzählen hat. So bleib ich dann doch länger sitzen als gedacht.

Das Abendessen, Reldu - eine Art Suppe mit Kartoffelklößchen und auch eine nepalesische Spezialität - ist ganz brauchbar. T.B. verschafft mir dann auch noch eine Kostprobe Sherpa Stew, eine Suppe mit Mehlteigeinlage. Irgendwas am Essen mag mein Bauch dann aber doch nicht und so suche ich erstmal die nächste Toilette auf. Danach geh ich mit der Kamera raus und fotografiere fast eine Stunde lang Sterne. Das alles bei -4 oder -5°C. Als ich wieder reinkomme, bin ich völlig durchgefroren und ahne schon, dass dies alles keine gute Idee war.

Kyanjin Gompa (3858m) - Langshisha Karka (4166m) - Kyanjin Gompa (3858m)

Strecke: 21,3km, Höhensummen: +/-693Hm, Gehzeit: ca. 7¼h

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Freitag, 22.11.2013: Zwangsruhetag in Kyanjin Gompa

Die Nacht ist unruhig und ich schlafe ziemlich mies. Am Morgen wache ich auf und beschließe sofort, dass ich heute nirgendwo hinwandern werde, und schon gar nicht 1100Hm auf einen Berg. Ich quäle mich rüber ins Haupthaus um Bescheid zusagen und habe echt zu tun, die zehn Stufen hinaufzukommen. Völliger Zusammenbruch und absolut keine Energie. An der Kombination 3800m üNN, seit fast zwei Wochen heftige körperliche Anstrengung, ein durchgerutschtes Abendessen und somit kein Kaloriennachschub und dann noch eine Dreiviertelstunde Sternefotografieren bei Minusgraden war wohl mindestens eine Komponente zuviel. Das quittiert mein Körper nun mit Verweigerung. So verschwinde ich wieder schnell im Schlafsack. T.B. kommt gefühlt alle 10 Minuten an und fragt, wie es mir geht, ob ich Tee möchte oder was ich essen will. Er kümmert sich super um mich, dabei will ich gerade einfach nur pennen. Das Aufpeppeln mit Essen klappt aber ganz gut, der Durchfall ist weg und am Abend ist mein Appetit schon wieder ordentlich.

Alles in allem ist es halb so wild. Was allerdings ärgerlich ist, die Besteigung des Tsergo Ri mit seinen 4985m wird wohl definitiv nichts. Das wäre die höchste Erhebung zu Fuß auf meiner Nepal-Tour geworden. So bleibt der Pass mit 4610m der höchste Punkt, was sich ja auch sehen lassen kann.

T.B. hat sich auch schon für den Transport für morgen gekümmert. Es soll ein Pferd aus Langtang Village kommen. Es gibt zwar auch in Kyanjin Gompa Pferde, die sollen jedoch alle nicht kräftig genug sein. Aber das soll mich heute nicht mehr interessieren, ich bin wieder in meinem Schlafsack.

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Sonnabend, 23.11.2013: [Etappe 12 zu Pferde] Kyanjin Gompa - Ghoda Tabela

Am Morgen fühle ich mich deutlich besser, fit ist aber trotzdem anders. Pünktlich um neun steht mein 1PS-Abschleppservice namens Dshangu vor der Tür. Ich kann zwar keinen Unterschied zwischen dem „guten” Pferd und denen in Kyanjin Gompa erkennen und vermute die Auswahl wird mehr nach den Verwandtschaftsverhältnissen der Wirtin und des Pferdebesitzers bestimmt. Aber mir soll’s egal sein. Dann ist es soweit. Der Pferdeführer nimmt T.B.’s Rucksack, T.B. nimmt meinen und ich hab die Kamera. ;-) Nach den ersten Metern weiß ich, dass ich im nächsten Leben kein Pferd im Himalaja sein möchte. Der arme Gaul stolpert so schon ziemlich durch die Landschaft, mit mir auf dem Rücken wird das nicht einfacher. Auf den steileren oder auf sehr steinigen Passagen steig ich dann auch lieber ab. Das Laufen nebenher geht sogar besser als erwartet und die kurze Etappe bis Langtang Village hätte ich wohl auch hinbekommen. Aber egal, die Erfahrung in Nepal auf einem Pferd zu reiten bringt auf jeden Fall Adventure Points!

In Langtang Village machen wir Teepause und ich treffe Angela wieder. Müffi und der Israeli Jahil, mit dem sie seit Thulo Syabru laufen, sind nach Kyanjin unterwegs.

Der Pferdeführer fragt mich, wieviel ich wiege, denn das arme Tier hat wohl doch ganz schön zu kämpfen. Dann geht es weiter. Jetzt kommt eine Hängebrücke und der Guide steuert mit Dshangu zielstrebig darauf zu. Hängebrücken überqueren in Nepal ist abenteuerlich. Reiten in Nepal ist abenteuerlich. Auf die Frage, ob ich lieber absteigen soll, bekomme ich zur Antwort: It’s a good bridge! Was soll ich machen? Ich reite über eine Hängebrücke (!!!) und bekomme so die maximal mögliche Anzahl an Adventure Points an diesem Tag! ;-)

Nach gut vier Stunden erreichen wir Ghoda Tabela und das arme Pferd hat es überstanden. Der Guide bekommt ein Trinkgeld mit der Bitte dem Tier eine Extraration Futter zu verhelfen. Der Rest des Nachmittags wird mit Tagebuch schreiben, Tee trinken und ausruhen verbracht. Am Abend kommen noch ein Schweizer, ein Italiener und ein Franzose, teilweise mit Guide, teilweise Einzelkämpfer.

Kyanjin Gompa (3858m) - Ghoda Tabela (3015m) (mit Pferd)

Strecke: 12,7km

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Sonntag, 24.11.2013: [Etappe 13] Ghoda Tabela - Khanjim Village

Heute soll und möchte ich wieder aus eigener Kraft vorankommen. Das Etappenziel heißt Khanjim Village. Der Weg dahin ist relativ entspannt, es geht den Großteil sachte bergab. Am Anfang sind wir allein unterwegs. Erst, als wir näher an Lama Hotel sind, kommen uns ein paar einzelne Leute entgegen. Man merkt wohl auch schon, dass sich die Saison dem Ende neigt. Lama Hotel macht einen völlig verlassenen Eindruck, denn alle Wanderer sind aufgebrochen und neue Übernachtungsgäste lange noch nicht da. In Remche machen wir eine kurze Teepause, bevor wir jetzt vom bekannten Weg abbiegen. Es geht wieder etwas bergauf in Richtung Sherpagaun. Dort kehren wir in einer ziemlich neuen Lodge zum Mittagessen ein: Chowmein (gebratene Nudeln) mit Ei. Am Nachmittag erreichen wir dann Khanjim Village. T.B. fragt mich, welche Art Unterkunft ich möchte, etwas mehr Luxus oder eher rustikal. Da wir sowieso schon einen Tag über dem Plan sind und T.B. mit Sicherheit ein begrenztes Budget hat, aber auch alle Angebote abschlägt, den Extraaufwand in Rechnung zu stellen, nehm ich lieber rustikal. So landen wir in einer kleinen, aber gemütlichen Lodge. Es gibt noch nicht mal einen Hauptraum und so sitz ich beim Essen mit in der völlig verrußten Küche.

Beim Rundgang durch das Dorf entdecken wir, dass es zufällig heute hier ein Pusa, also ein Dorffest gibt, ähnlich dem in Thulo Syabru. Der Unterschied ist, dass hier so gut wie keine Touristen am Start sind. Neben Dal Bhat wird hier auch Rakshi ausgeschenkt, wodurch die meisten der Beteiligten schon sichtbar mitgenommen erscheinen. T.B. und ich hatten in der Lodge schon zwei Mustang Coffee und so brauchen wir auch nicht viel vom Rakshi auf dem Dorffest, um richtig lustig zu werden. :-)

Ghoda Tabela (3015m) - Khanjim Village (2275m)

Strecke: 14,6km, Höhensummen: +856Hm/-1600Hm, Gehzeit: ca. 6½h

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Montag, 25.11.2013: [Etappe 14] Khanjim Village - Syabrubesi

Der Rest von Khanjim Village nach Syabrubesi ist vergleichsweise ein Schnapper, gerade mal knappe zwei Stunden. Nach dem Frühstück machen wir ohne Gepäck noch einen kurzen Abstecher auf den Weg in Richtung Briddim und den Tamang Heritage Trail. Zurück in Khanjim holen wir die Rucksäcke und dann geht es stetig bergab nach Syabrubesi, was schon in Sichtweite liegt. Jetzt hört man auch die erste Autohupe und merkt hier, welche Ruhe in den letzten zwei Wochen herrschte. Kurz vor zwölf passieren wir dann den Posten am Nationalparkeingang und quartieren uns dann im Green Guesthouse ein.

Zuerst gönne ich mir eine ausgiebige Dusche, dann gibt es Mittagessen (Mixed Maccaronis) und ein verdientes Zieletappenbier für T.B. und mich. Am Nachmittag treffen dann auch Angela, Müffi und Jahil ein. Die Busse nach Kathmandu scheinen alle ziemlich ausgebucht zu sein. So richtig prickelnd ist der Gedanke auch nicht, 8 bis 11 Stunden mit einem der überfüllten Rumpelbusse unterwegs zu sein. T.B. geht sofort in die Spur und organisiert für uns fünf einen Jeep für morgen. Die restlichen zwei Plätze sind auch schnell vergeben und so ist alles geritzt.

Zum Abendessen gibt es nochmal Momos. Wir sitzen noch ein Weilchen zusammen, jedoch verschwinden auch heute „in der Zivilisation” alle wieder kurz nach acht in den Betten.

Khanjim Village (2275m) - Syabrubesi (1455m)

Strecke: 5,7km, Höhensummen: +211Hm/-1028Hm, Gehzeit: ca. 2h

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Dienstag, 26.11.2013: [Jeep] Syabrubesi - Kathmandu

Halb acht in der Früh soll der Jeep bereitstehen. Wir frühstücken noch alle bißl was und warten dann. Irgendwann laufen dann wirklich zwei Jeeps ein. Wer wo mit wem fährt, scheint ziemlich egal zu sein. So wechseln wir kurz vor Aufbruch nochmal das Auto, da im anderen ein Sitz weniger ist und wir mit sieben Leuten plus Fahrer etwas bequemer sitzen. Die anderen sind sowieso nur fünf. Gegen acht setzt sich dann der Mahindra in Bewegung. Erst geht es auf recht guter Asphaltpiste über abenteuerliche Serpentinen nach Dunche. Hier passieren wir zwei Straßenkontrollen, jeweils mit kurzer Wartezeit. Ob sich die Händler am Straßenrand und in den Läden wegen dieser Wartezeit hier niedergelassen haben oder die Wartezeit für die Händler gedacht ist, wird nicht ersichtlich.

Dann kommen wir in ein riesiges Erdrutschgebiet. Alle paar hundert Meter fehlt die Straße und ist nur notdürftig in den Hang gepflügt. Dementsprechend atemberaubend wird auch die Fahrt über die Pisten. Rechts geht es im 45°-Winkel oder noch steiler mindestens 800m nach unten. Ich muss an einen Satz denken, den mein Kumpel Danny vor einigen Jahren mal von einer Busfahrt in Mexiko geschrieben hat: „Zum Glück haben all die alten Busse ein Notbremssystem an Bord, das den Bus nur 5 Sekunden nach Verlassen der Fahrbahn zum absoluten Stillstand bringt. Nämlich dann, wenn er 200 Meter weiter unten einspickt.” Ich vermute aber hier funktioniert das leicht anders. Beim Verlassen der Fahrbahn bekommt man eine wahnsinnige Achterbahnfahrt, gegen die MovieWorld und Co. blass aussehen. Und DANN greift das Notbremssystem. Ich bin ganz froh, dass der Jeep recht neu ist und der Fahrer von so einer Aktion daher bestimmt auch nicht viel hält.

Die Straße wird dann wieder besser und wir kommen langsam in dichter besiedeltes Gebiet. Im kleinen Ort Trishuli halten wir an und essen nochmal richtig Dal Bhat satt. Dann geht es weiter in Richtung Kathmandu. Der kleine Umweg über den Highway soll sich lohnen, da die Straße besser ist. Das funktioniert am Anfang noch recht gut. Auf einer dick asphaltierten Straße muss man nur hin und wieder dem Gegenverkehr ausweichen.

Dann wird es aber interessant. Zuerst staut es sich und dann verschwindet die Straße. Dafür gibt es eine Staubholperpiste vom Feinsten. Man sieht absolut nichts mehr. Bäume, Häuser und alles rundherum besteht nur noch aus einer Farbe - gelb-braun, zentimeterdicker Staub überall. Die Fahrweise der Nepalesen ist hier auch absolut beeindruckend. Theoretisch ist Linksverkehr. Das heißt, wir müssten ein langsameres Fahrzeug auf der rechten Seite überholen. Der Fahrer ist aber eher der Meinung „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg”. Und so überholen wir ein Fahrzeug links, das gerade einen anderen links Überholenden links überholt, auf einer Straße mit einer Fahrspur pro Richtung. Wer sich das nicht vorstellen kann, fahrt nach Nepal! Erwähnte ich schon den Gegenverkehr? - Egal...

Nach gut sechs Stunden stehen wir vor dem Elbrus Home Guest House und T.B. und ich steigen aus. Jetzt haben wir uns als Erstes ein kühles Bier verdient. T.B. verabschiedet sich dann und ich bezieh mein Zimmer. Am Abend treff ich ein Pärchen aus Lengries wieder, die auch gerade zwei Wochen unterwegs waren und gerade von ihrer Tour wiedergekommen sind. Wir gehen gemeinsam was essen und genehmigen uns in einer der zahlreichen Bars von Thamel noch ein Getränk.

Tagebuch Nepal (Eintrag 4 von 5)