Tagebuch Nepal (Eintrag 5 von 5)

Kathmandu und Umgebung

Mittwoch, 27.11.2013: Kathmandu

Jetzt hab ich noch bis Sonntag Zeit, Kathmandu und alles was sonst noch so drumherum liegt zu begutachten. Auf eine größere Tour hab ich nach der Wanderung nicht wirklich Lust, zumal die Zeit dafür auch etwas knäpplich wäre. So begnüge ich mich heute erstmal mit Kathmandu und der Altstadt. Auf dem Stadtplan sieht das recht gut zu Fuß erreichbar aus und so mach ich mich am Morgen einfach mal in Ruhe auf den Weg. Es geht quer durch Thamel und dann zum Durbar Square. Am Eingang, den ich nicht sofort erkenne und der beim zweiten Hinsehen auch gar kein richtiger Eingang ist, werde ich erstmal zurückgepfiffen. Na klar, ich muss ein Ticket kaufen! Dann lauf ich kreuz und quer durch die historischen Teile der Altstadt. Die Tempelanlagen sind alle mit Schnitzereien verziert und sehr detailreich. Dank des miterworbenen Plans weiß ich sogar, was ich gerade vor mir sehe. Unter anderem komm ich zum Temple of Kumari, the Living Goddess. Was an der Isolationshaft eines kleinen Mädchens göttlich ist, will ich lieber nicht nachfragen. Da ich den Eintritt für das Museum auch mit erstanden habe, schau ich mir das alles mal in Ruhe an. Hauptsächlich sind die Besitztümer des ehemaligen Königs ausgestellt.

Dann versuch ich den Weg durch die winzigen und verwinkelten Gassen zurück zum Guesthouse zu finden. Das Angebot der Läden scheint sich nach Straßenzügen zu gruppieren. In einer Gasse gibt es nur Kupferwaren und Gusseisernes, in der nächsten Straße Stoffe und Schneider, dann eine Ecke mit Schmuckhändlern usw. Zwischendurch schau ich am Kaiser Mahal oder Garden of Dreams vorbei. Der ziemlich vom Trubel abgeschirmte Park lädt zu einer kleinen Pause ein.

Gegen vier mach ich mich dann auf den Weg, denn ich treff mich mit Angela und Müffi, wir sind zusammen bei T.B. zum Abendessen eingeladen. Mit dem Taxi geht’s in einen Vorort im Norden. Wir lernen seine Frau, den Bruder, seine kleine Tochter und noch einige andere Verwandte kennen. Dann gibt es ein sehr leckeres Dal Bhat, was sonst? ;-) Die Zeit vergeht bei einigen interessanten Gesprächen sehr schnell und bald steht schon das Taxi wieder vor der Tür. Ein sehr netter Abend!

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Donnerstag, 28.11.2013: Bhaktapur und Swayambhunath

Gestern hatte ich mich mit Angela und Müffi zu einer Fahrt nach Bhaktapur verabredet. Es kommt allerdings nur Angela mit, Müffi geht es heut nicht so gut und er bleibt lieber im Hotel. Mit dem Taxi geht es eine halbe Stunde Richtung Osten. Auch in Bhaktapur gibt es einen großen Durbar Square mit zahlreichen holzschnitzereiverzierten Tempeln. Viel interessanter als das ist allerdings die Altstadt mit ihrem Alltagstreiben. Die kleinen Läden haben offensichtlich alles im Angebot. An einem kleinen Stand gibt es erstmal Lemon Curd - schmackhaften Zitronenjoghurt, schon fast Quark. Nach einer ausgiebigen Runde reicht es auch für einen Eindruck von Bhaktapur und wir versuchen unseren Taxifahrer wiederzufinden.

Zurück in Kathmandu hab ich Appetit und geh in das kleine Restaurant Momo Star. Was ich bestelle, sollte klar sein. Danach überlege ich, was ich noch anstellen könnte. Ich beschließe den Swayambhunath zu besichtigen, auch bekannt als Affentempel. Ich versuch meinen Weg durch Thamel zu finden und werde immer besser darin, langsam kenn ich mich aus. Am Tempel angekommen, merkt man, warum er den Nebennamen hat. Ich hab allerdings mit deutlich mehr und aggressiveren Äffchen gerechnet. Die kleinen Kerle machen ihr Ding für sich und beachten einen kaum. Nach etlichen Stufen komme ich oben an der sehr eindrucksvollen Stupa an und schau mir das Treiben der Mönche und der Touristen eine ganze Weile an. Auf dem Rückweg überquere ich zum zweiten Mal den Bishnumati River. Die Brühe stinkt unerträglich und ist nur ein einziger Müllstrom.

Am Abend bin ich schon wieder mit den beiden Deutsch-Amis unterwegs. Es ist ihr letzter Tag in Kathmandu und wir wollen nochmal gemeinsam essen gehen. Zur Abwechslung gibt es mal nichts Nepalesisches, es ist Thanksgiving und ein Restaurant in Thamel bietet ein Büfett an, mit allem was dazugehört: Turkey, Stuffing, Mashed Potatoes’n’gravy, und und und. Das Essen ist sehr lecker. Auf die Frage, wo er den Truthahn her hat, gibt der Wirt zu, er ist importiert. In Nepal gibt es wohl keine.

Dann verabschieden wir uns und ich schreib im Guesthouse noch ein paar Postkarten.

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Freitag, 29.11.2013: Patan

Beim Frühstückstisch quatsch ich mich mal wieder fest, aber auch egal, ich hab Zeit heute. Irgendwann breche ich nach Patan auf, der dritten Königsstadt im Kathmandutal, südlich von Kathmandu gelegen. Die Taxifahrer versuchen es erst mit Mondpreisen, aber ich lass nicht locker und handel sie runter, was auch ganz gut klappt. Auch der Durbar Square von Patan ist wieder eindrucksvoll und sehenswert. Aber so viele Unterschiede kann ich eigentlich dann doch nicht ausmachen. Hat man einen gesehen,... Ich laufe noch etwas kreuz und quer durch die wuselige Altstadt und mache halt an einem der Streetfood-Stände. Es gibt eine Art Kartoffelbällchen, ähnlich wie Gnocchis, nur größer. Darüber kommen Zwiebeln, Lauch, Chiliflocken und ein Curry aus Kartoffeln und Kichererbsen. Unheimlich gut und so richtig mein Ding! Dazu passend hol ich mir beim nächsten Bäcker noch ein marzipan-artiges Konfekt zum Nachtisch.

Nach einer weiteren Runde durch die Gassen mache ich in einem der Rooftop-Restaurants am Durbar Square erstmal eine Pause und schau mir das bunte Treiben eine Weile von oben an. Dann geht es mit einem Taxi zurück nach Thamel. Die Taxis sind unheimlich winzige Suzukis indischer Herkunft. Falls sie jemals mit Stoßdämpfern ausgestattet wurden, halten diese auf den Straßen hier wohl nur kurz und dabei wird es dann auch belassen.

Nach einem kleinen nachgeholten Mittagsschläfchen stürze ich mich am frühen Abend in das Getümmel in Thamel. Angeblich soll irgendwo ein Couchsurfing Meeting sein, wo ich mal vorbeischauen will. Die Ortsbeschreibung ist allerdings sehr vage. Das „Kafe Kalesh up to Mohan’s Tattoos” scheint es auch nicht zu geben. Schade!

Ich lauf weiter auf der Suche nach einer ansprechenden Lokalität für das Abendessen, als mir zwei bekannte Gesichter entgegenkommen. Kerstin aus Deutschland und Leo aus Brasilien sind mir in Phedi schon begegnet. Wir feiern das Wiedersehen im Irish Pub, wo der Abend spätestens dann etwas aus dem Ruder läuft, als Leo die ersten Tequilas bestellt... :-O

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Sonnabend, 30.11.2013: Bodhnath

Mein Wecker klingelt genau um fünf in der Nacht, es war spät und sumpfig gestern. Aber selber schuld... Ich bin deshalb so früh unterwegs, weil ich mir gestern bei Khem, dem Betreiber des Hostels ein Ticket für einen Mountainflight geholt hab. Kurz vor halb sechs werde ich zum Flughafen gefahren, halb sieben soll der Start sein. Eigenartigerweise ist es am Flughafen total neblig, obwohl es in Thamel, keine 4 Kilometer entfernt, klar war. Das Einchecken geht schnell, die Sicherheitskontrollen sind eher ein Witz, was mir spätestens auffällt, als ich irgendwann mein Taschenmesser im Rucksack entdecke. Der Nebel am Flughafen ist hartnäckig, sodass alle Flüge im Halbstundentakt verschoben werden. Insgesamt sollen über den Morgen verteilt ca. 12 Propellermaschinen von 3 Airlines zum Mountainflight starten. Ich komm mit einem Brasilianer und einem Italiener ins Gespräch. Halb zehn kommt dann die Durchsage, dass alle Rundflüge gecancelt sind. So richtig weiß ich auch noch nicht, ob ich froh oder enttäuscht sein soll, denn richtig gut geht es mir immer noch nicht. Ich versuch gleich mein Ticket auf morgen früh umzubuchen, was auch klappt. Dann geht es zurück ins Hostel, wo ich frühstücke und mich anschließend nochmal auf’s Ohr lege.

Gegen Mittag sieht die Welt wieder prima aus und ich schnapp mir ein Taxi nach Bodhnath, der großen Stupa im Osten Kathmandus. Der Taxifahrer mag erst nicht so recht und erklärt mir dann, dass die 300NRP schon ein Nepali-Preis sind. Wir unterhalten uns die die ganze Fahrt über sehr angeregt und nett. Direkt hinter der Hauptstraße ist man schon an der riesigen Stupa. Ich lauf mehrere Runden drumherum. Die ganze Anlage ist mehr als imposant und das Farbenspiel mit dem weißen, halbkugelförmigen Bau, den bunten Gebetsfahnen und dem blauen Himmel genial. Ich beschließe noch etwas zu bleiben und die Aussicht von einem der umliegenden Rooftop Restaurants zu genießen. Da Samstag ist, vergleichbar mit Sonntag bei uns, ist relativ wenig los in Kathmandu und auch der Smog nicht ganz so dicht, sodass am Horizont einige schneebedeckte Berge auszumachen sind.

Am Abend bin ich zum Farewell Dinner von Prasanta und Govinda eingeladen, als Teil des gebuchten Tourenpakets. Wir gehen in ein recht unscheinbares, kleines Restaurant, was daher kaum von Touristen und eher von Einheimischen frequentiert wird. Es gibt nochmal, wie könnte es anders sein, Dal Bhat. Auch hier schmeckt es wieder komplett anders, aber lecker.

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Sonntag, 01.12.2013: Mountainflight

Neuer Anlauf, schon wieder um fünf aufstehen. Warum bekomme ich das im Urlaub mit dem Ausschlafen eigentlich nicht mehr hin? Gleiche Prozedur wie gestern, nur mit Ausschau halten, ob es irgendwo wieder neblig wird. Heute ist aber außer etwas Dunst alles schick. Am Flughafen treff ich auch Renaldo und Fabio wieder und auch einige andere Gesichter hab ich gestern schon mal gesehen. Heute geht es pünktlich 06:30 Uhr los. Die Maschine ist eine Turbo-Prop vom Typ ATR 72. Der Flieger ist vollbesetzt, was heißt, dass alle 36 Fensterplätze belegt sind.

Dann geht es los. Den ersten Teil des einstündigen Fluges hab ich Blick nach Süden auf die zahllosen Hügelketten. Die Leute können einzeln aufstehen und nach und nach mal für ein paar Sekunden und einige Fotos ins Cockpit schauen, wo man einen schönen Blick auf den Mt. Everest hat. Fantastisch!

Dann drehen wir auch schon und fliegen Richtung Kathmandu zurück, sodass der Himalaja in seiner vollen Schönheit nun auf meiner Fensterseite zu sehen ist. Da ich sowohl abends angekommen bin, als auch im Dunkeln wieder abfliege, wollte ich mir diesen kleinen Luxus gönnen, was ich spätestens jetzt absolut nicht bereue. Das hat sich richtig gelohnt! Beim Landeanflug gibt es sogar noch einen guten Blick auf die Stupa in Bodhnath.

Zurück im Guesthouse gibt es Frühstück und danach heißt es Rucksack packen. Am Vormittag quatsch ich mich bei einem etwas schrägen, aber sehr sympathischen australischen Metal-Pärchen fest. Die beiden haben beim Frühstück das Müsli abgewählt und lieber ein Bier bestellt. ;-)

Dann wird es Zeit noch paar Souvenirs zu organisieren und die letzten Rupees unter die Leute zu bringen. Ich lande nochmal im Restaurant von gestern Abend und investier in Thali und Bier. Zurück im Hostel vertreib ich mir noch bißl die Zeit und quatsch mit Khem, dem sehr netten Besitzer. Halb sechs holt mich dann Prasanta ab um mich zum Flughafen zu bringen. Der Flieger geht 20:30 Uhr, also eigentlich Zeit genug. Womit aber keiner gerechnet hat, ist dieser Stau. Es geht wirklich kaum vorwärts. Der nepalesische Fahrstil ist einmalig, wo sich eine Lücke auftut, die größer als 1½m ist, wird kurz gehupt und dann steht irgendwie ein Fahrzeug drin. Die Anzahl der Fahrspuren ist äußerst variabel, die Fahrzeuge mit Bodenfreiheit nutzen auch gern den Straßengraben oder den buckeligen Grünstreifen dahinter. Dabei sind die Leute alle tiefentspannt, kein Schimpfen, kein Gestikulieren. Ich werd allerdings dann schon etwas unruhig, 15 Minuten für 100m... Der Flughafen ist nur noch einen Kilometer entfernt und ich überlege, ob ich nicht aussteige und mit meinem Rucksack einfach zu Fuß gehe. Dann platzt der Knoten aber und es geht vorwärts, als wäre nichts gewesen.

Am Flughafen verabschiede ich mich von Prasanta und checke ein. Alles problemlos, der Flieger startet pünktlich. Das Essen ist gut, Film schauen, Gin-Tonic schlürfen...

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Montag, 02.12.2013: Zurück über Abu Dhabi nach Berlin

Der Rest ist schnell erzählt. Kurz nach Mitternacht Ortszeit landet die Maschine in Abu Dhabi. Ich habe 2½ Stunden Aufenthalt. Ich muss eine Weile suchen, bis ich im moslemischen Flughafen eine Bar gefunden hab, aber es gibt sie. Da ich noch von meiner Taxifahrt einige Dinar übrig habe, versuch ich diese in Bier anzulegen um den leichten „Egal” für den nächsten Economy-Sitz zu pflegen. Das amerikanische Pint um die circa 0,473176473l, oder was auch immer das für eine beknackte Einheit sein soll, wird mit 36 Dinar abgerechnet, satte 10US$ bzw. 7,50€. Autsch... Aber was will ich mit Dinar. Die restlichen Münzen tausch ich gegen eine Tüte Chips.

Im Flieger von Abu Dhabi nach Tegel versuch ich eine Mütze Schlaf zu bekommen, was ganz gut klappt. Ich komm aber trotzdem völlig gerädert in Berlin an, wo gerade die Sonne bei wolkenlosem Himmel aufgeht. Irgendwie winterlich hier...

Um acht bin ich dann wieder zu Hause. Ich versuche den Tag ohne Schlafen bis zum Abend über die Runden zu bekommen, um nicht die nächsten Tage völlig von Jetlag erschlagen zu werden. Die Rechnung geht sogar ganz gut auf. Zum Glück habe ich morgen noch Urlaub!

Tagebuch Nepal (Eintrag 5 von 5)